Ein kleines Handgepäckstück, ein zugewiesener Sitzplatz, vielleicht noch ein Snack an Bord? Was vor Jahren selbstverständlich war, ist heute eine Frage der Gebühren.
Die sogenannten „Ancillaries“, die Zusatzeinnahmen aus Servicegebühren, gehören längst zum Standard der Airline-Branche. Doch nach Jahren des Wachstums gerät das Geschäftsmodell ins Wanken.
Neue Zahlen zeigen, dass sowohl der Anteil der Extras am Gesamtumsatz als auch die Einnahmen pro Passagier stagnieren.
Ein lukratives Geschäft – mit Schattenseiten
Die Zahlen der amerikanischen Beratungsfirma Ideaworks zeigen, wie wichtig Zusatzgebühren für Fluggesellschaften geworden sind. Weltweit erreichten die Airlines im Jahr 2024 Zusatzeinnahmen von 150 Milliarden Dollar, eine Verdreifachung innerhalb eines Jahrzehnts.
Besonders lukrativ: Gebühren für Sitzplatzreservierungen oder aufgegebenes Gepäck, die bis zu 90 Prozent Rendite abwerfen. Doch ein genauer Blick offenbart eine Schwäche: Während die Passagierzahlen steigen, stagniert der Anteil der Zusatzeinnahmen am Gesamtumsatz der Branche.
Europa und Asien hinken hinterher
Während US-Airlines wie Delta, American und United Airlines die Liste der Zusatzumsatz-Champions anführen, kämpfen europäische und asiatische Fluglinien mit Nachteilen.
In Europa erschwert die regulatorische Zersplitterung des Kreditkartenmarktes den Verkauf von Bonusmeilen, einer der Hauptumsatzquellen der US-Fluggesellschaften.
In Asien hingegen hielten sich viele Premium-Airlines wie Emirates oder ANA bis zur Coronakrise mit Gebühren zurück, setzen jedoch zunehmend auf kostenpflichtige Services.
Warnsignale aus den USA
Die USA gelten als Vorreiter in Sachen Zusatzgebühren. Doch selbst hier zeigt sich, dass der Markt Grenzen hat. Airlines versuchen zunehmend, höhere Gebühren durchzusetzen – etwa durch restriktivere Handgepäckrichtlinien. Doch der erhoffte Mehrumsatz bleibt aus.
Branchenexperten wie Ideaworks-Chef Jay Sorensen sprechen von einem „besorgniserregenden Trend“. Wenn der nordamerikanische Markt ins Stocken gerät, könnte dies auch global als Warnsignal gelten.
Neue Wege für höhere Erträge
Einige Fluggesellschaften reagieren auf die Stagnation mit kreativen Alternativen. British Airways und EasyJet haben Tochtergesellschaften für Ferienpakete gegründet, die Pauschalreisen mit Flug, Hotel und Mietwagen anbieten.
EasyJet konnte mit diesem Modell 2,6 Millionen Kunden gewinnen und pro Reisendem fast 100 Dollar verdienen – das Vierfache des Branchendurchschnitts. Experten sehen hierin eine mögliche Zukunft für die Branche: Mehrwert statt Zusatzgebühren.
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