Die Zinsen sinken weiter, und damit stehen Dividendenaktien wieder im Rampenlicht. Denn wenn Sparbücher kaum Rendite bieten, sind Ausschüttungen eine attraktive Alternative, um ein passives Einkommen zu erzielen.
Doch die Auswahl der richtigen Aktien ist nicht einfach – die Kurse schwanken, und Verluste können die Dividenden schnell übersteigen.
Genau hier setzt die Strategie des legendären Investors Benjamin Graham an. Sie bietet Anlegern eine klare Orientierung, um das Beste aus ihrem Depot herauszuholen.
Was steckt hinter der Graham-Methode?
Benjamin Graham, einer der bekanntesten Finanzexperten des 20. Jahrhunderts und Mentor von Warren Buffett, entwickelte die „Dogs of the Dow“-Strategie. Die Idee ist simpel: Anleger kaufen am Jahresanfang die zehn Aktien im US-Leitindex Dow Jones, die die höchste Dividendenrendite bieten.
Diese Titel bleiben das gesamte Jahr über im Portfolio – egal, wie sich die Kurse entwickeln. Am Jahresende wird die Liste aktualisiert, und die „schwächsten Hunde“ werden durch neue Spitzenreiter ersetzt.
„Dogs“ steht dabei nicht für „Gewinner“, sondern für Aktien, die vom Markt zuletzt wenig beachtet wurden. Dahinter steckt eine Vermutung: Unternehmen mit hoher Dividendenrendite haben in der Regel schwächelnde Kurse.
Doch gerade bei etablierten Konzernen könnten diese Kurse nach einer Erholung steigen – und die Dividende gibt es obendrauf.
Welche Aktien stehen 2025 auf der Liste?
Wer die Graham-Methode umsetzen möchte, müsste sich Anfang Januar auf Aktien wie Verizon, Chevron und IBM konzentrieren. Diese Unternehmen haben zwar nicht die glänzendsten Kursentwicklungen, locken aber mit überdurchschnittlich hohen Ausschüttungen.
Doch Vorsicht: Eine hohe Dividendenrendite ist nicht immer ein gutes Zeichen. Oft spiegelt sie auch Probleme wider. So verzeichnete Walgreens, ein prominenter „Dog“ im Jahr 2024, einen Kursverlust von über 60 Prozent. Das Chemieunternehmen Dow büßte mehr als 20 Prozent ein. Beide Titel wurden 2024 sogar aus dem Dow Jones gestrichen.
Stärken und Schwächen der Methode
Die Graham-Methode punktet durch Einfachheit: Es braucht keine komplizierten Analysen oder Timing-Strategien. Einmal jährlich das Depot neu ausrichten – mehr ist nicht nötig. Hinzu kommt, dass die Methode vor allem auf große, etablierte Unternehmen setzt, die in der Regel krisenresistenter sind.
Doch die Strategie hat auch Schwächen. In Boomjahren schneiden oft Aktien besser ab, die hohe Wachstumschancen, aber geringe oder keine Dividenden bieten.
Nvidia ist ein gutes Beispiel: Der Chip-Hersteller zahlte 2024 eine Mini-Dividende von nur sieben Cent, während sein Kurs um über 180 Prozent stieg. Solche Chancen bleiben Anlegern der Graham-Methode verwehrt.
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Wie hat die Methode in der Vergangenheit abgeschnitten?
Historisch gesehen war die Strategie durchaus erfolgreich. Zwischen 1957 und 2003 erzielten die „Dogs of the Dow“ eine jährliche Rendite von durchschnittlich 14,3 Prozent – drei Prozentpunkte mehr als der Gesamtindex. Seit 2008 liegt die Rendite bei soliden 10,8 Prozent pro Jahr, knapp unter der Performance des Dow Jones.
Doch gerade in den letzten Jahren zeigte sich eine Schwäche: Die Strategie blieb oft hinter dem Gesamtmarkt zurück. 2024 legte der Dow Jones inklusive Dividenden um 17 Prozent zu, während die „Dogs“ gerade einmal 3,5 Prozent erreichten.
Für wen lohnt sich die Graham-Methode?
Die „Dogs of the Dow“-Strategie ist eine solide Wahl für Anleger, die sich auf Dividenden fokussieren und sich nicht von kurzfristigen Kursschwankungen irritieren lassen. Besonders in schwachen Börsenjahren spielt sie ihre Stärken aus, indem sie auf Stabilität und regelmäßige Ausschüttungen setzt.
Doch sie ist kein Allheilmittel. Anleger sollten die Risiken kennen und die Methode am besten mit anderen Strategien kombinieren. Denn eines ist sicher: Keine Strategie funktioniert in jeder Marktphase. Wer jedoch einen langfristigen Ansatz verfolgt, könnte mit der Graham-Methode ein zuverlässiges Werkzeug für passives Einkommen in seinem Portfolio haben.