Es ist der Moment, den US-Präsident Joe Biden um jeden Preis verhindern wollte. Seit dem 7. Oktober, als die Hamas ihre Angriffe auf Israel startete, hatte Washington auf Diplomatie gesetzt, um eine Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten zu verhindern. Doch der Angriff des Iran auf Israel am Dienstagabend zeigt: Die Spirale der Gewalt dreht sich unaufhaltsam weiter.
Biden reagierte umgehend:
„Der Iran sollte keinen Fehler machen. Die USA stehen absolut und vollständig hinter Israel“, erklärte er am Abend in Washington.
Wie diese Unterstützung genau aussehen soll, ließ er jedoch offen. Klar ist nur, dass die USA nicht tatenlos zusehen werden. Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater, sprach von einer „signifikanten Eskalation“ durch den Iran.
Diplomatie am Limit
Bereits nach den ersten Hamas-Angriffen hatte Biden mit einer Mischung aus Diplomatie und Abschreckung versucht, die Lage zu beruhigen. Das Ziel war, eine regionale Eskalation zu verhindern, die den gesamten Nahen Osten in den Krieg stürzen könnte.
Doch mit dem jüngsten Angriff aus Teheran stehen diese Bemühungen auf der Kippe. Israel wird mit aller Wahrscheinlichkeit militärisch reagieren – und die USA könnten gezwungen sein, sich stärker einzumischen.
Die Reaktionen aus Israel ließen nicht lange auf sich warten. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem „großen Fehler“ seitens des Iran und kündigte an, dass Teheran dafür „bezahlen“ werde.
Die israelische Armee berät bereits mit dem Pentagon über die „nächsten Schritte“. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestätigte, dass die USA Israels Militär unterstützen werden – so wie schon im April, als iranische Raketen auf Israel abgefeuert wurden.
Militärische Präsenz verstärkt
Doch dieses Mal ist die Eskalation weitaus größer. Laut dem Pentagon hat der Iran doppelt so viele Raketen auf Israel abgefeuert wie im letzten Angriff. Dass Teheran zurückhaltend agieren würde, wie einige Analysten spekulierten, scheint sich nicht zu bewahrheiten.
„Man schießt nicht so viele Raketen ab, wenn man nicht die Absicht hat, erheblichen Schaden anzurichten“, so ein Sprecher des US-Militärs.
Die USA haben bereits in den letzten Wochen ihre Militärpräsenz in der Region verstärkt. Mehrere tausend Soldaten wurden verlegt, drei Kampfjet-Geschwader sind im Einsatz, und der Flugzeugträger USS Harry S. Truman befindet sich auf dem Weg ins Mittelmeer.
Zwei Zerstörer der US-Marine, die USS Cole und die USS Bulkeley, halfen bei der Abwehr der iranischen Raketen und feuerten zwölf Interzeptoren ab.
Innenpolitische Brisanz in den USA
Für Biden kommt die Eskalation zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In wenigen Wochen stehen die US-Präsidentschaftswahlen an, und jeder außenpolitische Fehltritt könnte den Wahlkampf negativ beeinflussen.
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Die US-Demokraten sind ohnehin unter Druck, nachdem die Republikaner ihnen vorwerfen, in der Außenpolitik zu schwach zu agieren. Bidens Entscheidung, weiterhin auf Diplomatie zu setzen, könnte von seinen Gegnern als zögerlich und ineffektiv dargestellt werden.
Der Präsident steht nun vor einer schwierigen Entscheidung. Entweder er eskaliert die Situation militärisch, was die USA weiter in den Nahost-Konflikt hineinziehen könnte, oder er bleibt auf dem diplomatischen Kurs, riskiert aber, als schwach und unentschlossen wahrgenommen zu werden. Beides birgt erhebliche Risiken – sowohl international als auch innenpolitisch.
Die nächsten Schritte – Eskalation oder Einlenken?
Während in Washington noch über die nächsten Schritte beraten wird, steht fest, dass sich die Lage im Nahen Osten weiter zuspitzen wird. Israel hat bereits angekündigt, militärisch zu reagieren, und die Unterstützung der USA ist garantiert. Doch welche Rolle wird der Iran in den kommenden Wochen spielen? Wird Teheran auf die Drohungen aus Washington und Tel Aviv eingehen oder weiterhin provozieren?