Die Welt befindet sich auf dem Weg in das, was viele als dritte nukleare Ära bezeichnen. Diese Phase könnte sich durch eine Zunahme an Atomwaffen und atomar bewaffneten Staaten auszeichnen, begleitet von wenigen Einschränkungen der Arsenale und einer Abnahme der Skrupel, mit deren Einsatz zu drohen. Während das erste nukleare Zeitalter schon beängstigend genug war, konfrontierten sich die USA und die Sowjetunion mit jeweils Zehntausenden von Sprengköpfen. Nach dem Ende des Kalten Krieges beruhigte sich die Lage, und die Arsenalbestände schrumpften dramatisch – obwohl Indien, Pakistan und Nordkorea in dieser Zeit atomar wurden. Nun droht ein neues Chaos, vergleichbar mit einem erneuten Kalten Krieg, jedoch mit noch mehr potenziellen Gegnern. Russlands umfassende Invasion in die Ukraine 2022 und Wladimir Putins nukleare Drohungen markieren einen Meilenstein dieses neuen Zeitalters. Ebenso entscheidend ist Xi Jinpings Entscheidung, Chinas Nukleararsenal zu erweitern, worauf das Pentagon seit 2021 aufmerksam macht. Ein weiterer entscheidender Augenblick dürfte 2025 kommen, wenn Donald Trump eine richtungsweisende Entscheidung treffen muss. Das letzte Rüstungskontrollabkommen, das die nuklearen Arsenale einschränkt, läuft im Februar 2026 aus. Die Aussichten für eine neue Vereinbarung sind gering, da Russland bereits wesentliche Verifikationsbestimmungen ausgesetzt hat. China ist an keine solchen Anforderungen gebunden und hat den Dialog mit den USA zu diesem Thema eingestellt. Erstmals seit Jahrzehnten könnten nukleare Arsenale ohne formelle Begrenzungen wachsen. Das alte bipolare Abschreckungsspiel wird zu einem komplexeren dreiseitigen Wettstreit, in dem Russland und China enger kooperieren. Diese Dynamik wird zusätzlich verschärft durch Länder wie Nordkorea, das über Atomwaffen verfügt, und Iran, das kurz davor steht, sie zu erwerben. Andere Staaten könnten ebenfalls nach Atomwaffen streben, wenn die USA unter Trump als unsichere Schutzmacht wahrgenommen werden. Saudi-Arabien kündigte an, nachzurüsten, sollte Iran nuklear werden. Südkorea diskutiert derzeit über einen eigenen Abschreckungsmechanismus. Die Ukraine gibt an, darüber nachzudenken, sollte ein NATO-Beitritt scheitern. Die USA und Russland verfügen jeweils über mehr als 5.000 Sprengköpfe und halten sich an die strategischen Begrenzungen des noch bestehenden Abkommens, mit 1.550 einsatzbereiten und 700 Trägersystemen. Das Pentagon prognostiziert, dass Chinas Arsenal, das derzeit etwa 500 Sprengköpfe umfasst, bis 2030 auf über 1.000 anwachsen könnte. Andere Länder wie Großbritannien, Frankreich, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea besitzen deutlich kleinere Bestände. Donald Trump, ein Skeptiker der Rüstungskontrolle, könnte aufrüsten. Der erste Schritt bestünde darin, Nuklearwaffen in aktive Systeme zu überführen, was bedeutet, Bomber zu modifizieren und zusätzliche Sprengköpfe auf Trägersysteme zu verteilen. Ein weiteres US-Vorhaben, ein U-Boot-gestütztes Marschflugkörper mit Nuklearwaffen auszustatten, wartet auf Umsetzung. Ein potenziell gefährlicher Gedanke in Trumps Umfeld ist die Wiederaufnahme von Atomtests, die in den 1990er Jahren eingestellt wurden. Selbst Unterstützer eines nuklearen Aufbaus halten dies für unnötig. Die tatsächliche Expansion des Arsenals würde allerdings mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert sein, da die Verteidigungsindustrie kaum Kapazitäten hat und laufende Projekte von Verzögerungen und Kostenüberschreitungen geprägt sind.