27. November, 2024

Die Doppelmoral der Politiker: Billigflüge verbieten, aber selbst abheben

Während Politiker den Rückzug von Billigfliegern bejubeln und Klimaschäden durch günstige Flüge anprangern, nutzen sie selbst Steuergelder, um für Termine in der ganzen Welt zu jetten. Ein gefundenes Fressen für Populisten.

Die Doppelmoral der Politiker: Billigflüge verbieten, aber selbst abheben
Die hohen Gebühren und strikten Auflagen für Billigflieger führen zu einem Rückgang günstiger Reisemöglichkeiten – gleichzeitig nutzen Politiker steuerfinanzierte Flugzeuge für Inlandsreisen. Klimaschutz auf Kosten der Mobilität der Bürger?

Die Zeiten, in denen jeder für wenige Euro ans Mittelmeer fliegen konnte, scheinen sich dem Ende zu neigen. Deutschlands Billigfluggesellschaften wie Ryanair und Eurowings ziehen sich zunehmend zurück. Der Grund: hohe Flughafengebühren und steigende Luftsicherheitskosten.

Was für viele Reisende eine Einschränkung ist, wird von einigen Politikern und Medienvertretern als Umweltsieg gefeiert. Doch die Doppelmoral ist nicht zu übersehen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kritisierte vor kurzem die umweltschädlichen Billigflüge, die angeblich „1000 Euro Schäden im Klima“ verursachen. Wie er auf diese Zahl kommt, bleibt unklar, doch die Botschaft ist deutlich: Fliegen für 20 Euro soll bald der Vergangenheit angehören – zumindest für die Durchschnittsbürger.

Lauterbach selbst nutzt jedoch gerne den Regierungsflieger für innerdeutsche Reisen, um schnell von A nach B zu kommen. Bei offiziellen Terminen scheint der Klimaschutz plötzlich keine Rolle mehr zu spielen.

Der Trend, Billigflüge moralisch zu verurteilen, findet immer mehr Anhänger. So bejubelte ein „Zeit Online“-Journalist den Rückgang der Billigflieger und argumentierte, Fliegen sei kein Grundrecht. Er empfahl, stattdessen die Bahn zu nehmen oder Nachtzüge zu nutzen.

Doch ein Blick auf die Realität zeigt: Eine Zugreise von Berlin nach Lissabon dauert über 50 Stunden und erfordert mehrere Umstiege. Wer einmal versucht hat, mit der Deutschen Bahn pünktlich am Ziel anzukommen, weiß, dass dies oft utopisch ist.

Während der Gesundheitsminister billige Flüge aus Umweltschutzgründen ablehnt, nutzt er selbst den Regierungsflieger. Der Steuerzahler übernimmt die Kosten, und das Klima bleibt außen vor.

Fliegen als Luxusgut

Für viele Bürger ist das Flugzeug nicht nur ein bequemes Fortbewegungsmittel, sondern auch eine Möglichkeit, Familie oder Freunde im Ausland zu besuchen. Während die politische Elite das Fliegen für Normalbürger verteuert, scheinen sie selbst keine Einschränkungen hinnehmen zu müssen.

Bei internationalen Gipfeln, UN-Versammlungen oder EU-Meetings sind deutsche Minister und Politiker regelmäßig dabei – oft mit eigens bereitgestellten Flugzeugen.

Diese Reisen werden nicht selten auf sozialen Medien mit Hochglanzbildern präsentiert: Politiker in der New Yorker U-Bahn, strahlend vor der Skyline von Dubai oder entspannt auf dem Rollfeld in Paris.


Lesen Sie auch:

SAP: Zu groß für den DAX?
Mit einem Börsenwert von 258,5 Milliarden Euro erreicht SAP neue Höhen – und stößt an die Grenzen des deutschen Aktienmarkts. Was bedeutet das für den Software-Riesen und den DAX?

Diese Bildwelten vermitteln eine fragwürdige Botschaft: Während der normale Bürger sich Mobilität kaum noch leisten kann, setzen sich Politiker und Journalisten gekonnt in Szene – finanziert aus Steuergeldern.

Verlust des Vertrauens

Diese Doppelmoral könnte der politische Elite teuer zu stehen kommen. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage vertrauen nur noch 21 Prozent der Deutschen der Bundesregierung – ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu 2020, als es noch 63 Prozent waren. Es scheint, als habe die Bevölkerung genug von Versprechungen, die sie selbst nicht einhalten müssen.

Was für die einen als Sieg für den Klimaschutz gilt, ist für viele ein Symbol der Ungleichheit. Die Unzufriedenheit wächst, und Populisten brauchen nicht viel Mühe, um diese Stimmung für sich zu nutzen.

Denn wie erklärt man einem Normalverdiener, dass er keine 50-Euro-Flüge mehr buchen darf, während der Staatspolitiker mit dem Regierungsflieger zu Fußballspielen jettet?

Mobilität und Wohlstand

Eine funktionierende und bezahlbare Mobilität ist eng mit Wohlstand und Freiheit verknüpft. Die Möglichkeit, für wenig Geld innerhalb Europas zu reisen, hat den europäischen Gedanken gefördert und Menschen die Gelegenheit gegeben, andere Kulturen und Länder kennenzulernen.

Doch wenn die Kosten für Reisen unerschwinglich werden, bleibt der Zugang zu dieser Freiheit einer privilegierten Elite vorbehalten.

Das Problem dabei ist nicht nur die finanzielle Belastung. Es geht auch um die Symbolik: Wie kann eine Regierung von ihren Bürgern Verzicht erwarten, während sie selbst den Klimawandel in ihren täglichen Entscheidungen ignoriert? Solange sich dieses Muster fortsetzt, wird der Vertrauensverlust weitergehen.

Ein Rückzug der Billigflieger mag als Sieg für den Umweltschutz erscheinen. Doch solange die politische Elite sich selbst Privilegien sichert und keine echten Alternativen schafft, wird die Diskussion um Mobilität und Klimaschutz in einer Sackgasse enden.