Die deutschen Seehäfen benötigen dringend mehr finanzielle Unterstützung vom Bund. Das fordert die Präsidentin des Branchenverbandes ZDS, Angela Titzrath. Laut Titzrath sind die bisherigen jährlichen Zahlungen des Bundes in Höhe von 38 Millionen Euro nicht ausreichend, um den Bedarf der Hafenwirtschaft zu decken. Sie verlangt eine Aufstockung auf 400 Millionen Euro pro Jahr.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) haben bereits die Bedeutung der Häfen betont, sowohl für die Wirtschaft als auch im Hinblick auf das Erreichen der Ziele im Klimaschutz und im Ausbau erneuerbarer Energien. Titzrath fordert nun, dass diesen Worten auch Taten folgen müssen. Ohne zusätzliche Bundesmittel drohe der Verfall von Kaimauern, der Ausbau von Umschlagmöglichkeiten für Windräder bleibe aus und es könnten keine deutschen Maschinen, Autos und kein Wasserstoff exportiert bzw. importiert werden.
Die Hafenwirtschaft bewegt sich jährlich im Milliardenbereich, eine Summe, die die Möglichkeiten der Bundesländer übersteigt. Trotz der bisherigen Ankündigungen im Koalitionsvertrag gibt es noch keine konkreten Zusagen seitens der Regierung. Die Vorlage einer neuen Hafenstrategie wird gegen Ende des Jahres erwartet.
Besonders dringend ist der Ausbaubedarf für erneuerbare Energien. Vor allem fehlt es den deutschen Häfen an Umschlagkapazitäten für Windenergie. Die Turbinen für die Windkraft auf See sind besonders groß und schwer, weshalb sie oft in den Häfen vormontiert werden müssen. Ohne ausreichende Flächen in den Häfen werde es keinen erfolgreichen Ausbau der Windenergie und keine erfolgreiche Energiewende geben, warnt die ZDS-Präsidentin.
Ein weiterer Kritikpunkt der Hafenwirtschaft betrifft die bevorzugte Behandlung der Reedereien durch die EU und das deutsche Steuerrecht. Eine Verordnung ermöglicht es Schifffahrtsunternehmen, Kooperationsvereinbarungen für gemeinsame Gütertransportdienste zu schließen, was von der Hafenwirtschaft als Erfolg angesehen wird. Allerdings muss laut Titzrath auch das Beihilferecht angepasst werden, da die seit 2004 unveränderten Regeln nicht mehr zeitgemäß seien. Insbesondere die Tonnagesteuer, die Reedereien begünstigt, müsse überdacht werden.
Die Forderungen der Hafenwirtschaft nach mehr Bundesmitteln und einer Anpassung bestimmter Rechtsvorschriften haben das Potenzial, dass die deutschen Seehäfen weiterhin eine wichtige Rolle in der Wirtschaft spielen und ihren Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten können.