Die größten Einzelhandelsunternehmen Großbritanniens haben eindringliche Warnungen an die Kanzlerin gerichtet: Infolge einer fiskalischen Belastung von mehr als 7 Milliarden Pfund aus Steuererhöhungen im Haushalt stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel und Preiserhöhungen sind unvermeidlich. Über 70 Unternehmen, darunter namhafte Ketten wie Tesco, Asda und Sainsbury's, informierten Rachel Reeves in einem offenen Brief darüber, dass die im vergangenen Monat angekündigten Haushaltsänderungen unweigerlich zu Preisanstiegen führen werden. Reeves hatte im Rahmen des Budgets eine Änderung der nationalen Sozialversicherungsbeiträge enthüllt, die sowohl die Abgabenquote erhöhen als auch die Beitragsgrenze für Unternehmen anheben würde. Unternehmen befürchten, dass die Maßnahmen, darunter auch Verpackungsabgaben und Erhöhungen des nationalen Mindestlohns, der Branche jährlich 7,06 Milliarden Pfund kosten werden. Auch große Namen wie Amazon, Aldi, Boots, B&Q, Currys, Greggs, JD Sports, Marks & Spencer, Next und Primark haben den von einem britischen Handelsverband organisierten Brief unterzeichnet. Der Brief unterstreicht die Anerkennung der Unternehmen für das Regierungsbemühen, die fiskalische Lage zu verbessern und in öffentliche Dienste zu investieren. Doch die Geschwindigkeit und das Ausmaß der neuen Kosten würden eine kumulative Belastung darstellen, die unvermeidbar zu Arbeitsplatzverlusten und höheren Preisen führen würden. Die Unternehmensgruppe bekundete den Wunsch nach einem Treffen mit Reeves und empfahl Änderungen, wie die Einführungsschwelle der Sozialversicherungsbeiträge schrittweise zu gestalten, verzögerte Einführung von Verpackungsabgaben und eine Überprüfung der im Haushalt angekündigten Vorschläge zu Geschäftsgebühren vorzunehmen. Solche Anpassungen könnten der Wirtschaft Zeit geben, sich zu erholen und die schädlichen Auswirkungen auf die Innenstädte und Verbraucher erheblich verringern. In den letzten Wochen äußerten sich bereits mehrere Führungskräfte der Branche besorgt, wie etwa Sainsbury's-Chef Simon Roberts, der auf die Inflation hinwies, während Asda zusätzliche Kosten in Höhe von 100 Millionen Pfund prognostizierte. Parallel dazu äußerten auch Vertreter des Gastgewerbes Bedenken, dass Stellen mit Mindestlohn durch die neuen Sozialversicherungsbeiträge unrentabel werden könnten. Doch die GMB-Gewerkschaft kritisierte die Warnungen der Einzelhändler vor Stellenabbau mit drastischen Worten. Nadine Houghton, nationale Beauftragte der GMB, bezeichnete die Klagen milliardenschwerer Unternehmen angesichts ihrer Pflicht zur Stärkung der öffentlichen Dienste als geradezu erbärmlich.