Die aktuelle Koalitionskrise der Ampelregierung in Deutschland zeigt die anhaltenden Spannungen zwischen den drei beteiligten Parteien. Trotz der zahlreichen Differenzen ist der Wille zu erkennen, bestehende Konflikte zu bewältigen und die Regierungsarbeit fortzusetzen. Diese Koalition könnte als jene in die Annalen der Bundesrepublik eingehen, die mehr Zeit in internen Verhandlungen als in aktiver Regierungsführung verbrachte. Eine interessante Dynamik dieser politischen Konstellation besteht darin, dass in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem Christian Lindner als übermäßig querulatorisch dargestellt wird. Robert Habeck und die SPD-Spitzen wie Saskia Esken und Lars Klingbeil scheinen weniger oft in den Medienfokus zu geraten, was die Diskussion über Verantwortlichkeiten befeuert. Sollte es Bundeskanzler Olaf Scholz gelingen, die gegenwärtigen haushaltspolitischen Herausforderungen zu meistern, könnte er nicht nur widerstreitende Pläne seiner Koalitionspartner überwinden. Damit hätte er auch die Chance, in der öffentlichen Wahrnehmung als geschickterer Taktiker als seine Vorgängerin Angela Merkel zu gelten, deren pragmatisches Credo oft als Limitierung interpretiert wurde.