22. Oktober, 2024

Health

Diabetiker in Gefahr: Die dunkle Seite der Abnehmspritzen

Während Abnehmspritzen Milliarden einbringen, droht Diabetikern die Unterversorgung mit Insulin. Ein gefährlicher Trend setzt sich fort – mit potenziell dramatischen Folgen.

Diabetiker in Gefahr: Die dunkle Seite der Abnehmspritzen
Milliardengewinne für Pharmaunternehmen, Engpässe für Diabetiker – Während Abnehmspritzen wie Wegovy Novo Nordisk Rekordgewinne bescheren, leiden Diabetiker unter dem Rückzug lebenswichtiger Insulinpräparate.

ovo Nordisk, der dänische Pharmariese, hat mit seinen Abnehmspritzen einen riesigen Hype ausgelöst und verzeichnet Rekordgewinne. Doch der Erfolg hat eine Schattenseite: Die Konzentration auf margenträchtige Präparate wie Wegovy führt dazu, dass wichtige Medikamente für Diabetiker aus der Produktion genommen werden.

Nach den Humaninsulinen sollen nun auch Insulinanaloga wie „Levemir“ eingestellt werden. Experten warnen vor den dramatischen Konsequenzen für hunderttausende Diabetiker, die auf diese lebensnotwendigen Präparate angewiesen sind.

Die Abnehmspritzen: Ein Pharmariese im Aufwind

In den letzten Jahren hat sich Novo Nordisk durch die Einführung von Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy an die Spitze der globalen Pharmaindustrie katapultiert.

Besonders Wegovy, eine für Gewichtsreduktion angepasste Version des Diabetes-Medikaments Ozempic, hat den Umsatz des Konzerns derart gesteigert, dass sogar die dänische Wirtschaft davon profitiert. Der Erfolg hat einen weltweiten Hype ausgelöst, der durch soziale Netzwerke noch verstärkt wurde. Millionen Menschen erhoffen sich durch die Spritze eine schnelle Lösung für ihr Gewichtsproblem.

Mit der Ankündigung von Novo Nordisk, auch das Insulinanalogon Levemir nicht mehr zu produzieren, könnten Diabetiker vor großen Problemen stehen. Experten sehen eine gefährliche Marktentwicklung.

Andere Pharmakonzerne, wie Eli Lilly mit seiner Abnehmspritze Mounjaro, und Pfizer mit einem in Entwicklung befindlichen Präparat in Pillenform, folgen diesem lukrativen Trend. Doch während die Pharmaindustrie sich über Rekordgewinne freut, droht eine Versorgungskrise für Diabetiker.

Produktionsstopps: Diabetiker vor neuen Problemen

Novo Nordisk hat angekündigt, die Produktion von Humaninsulinen wie Actrapid und Actraphane einzustellen. Betroffen sind insbesondere langjährige Diabetiker, die auf diese Präparate angewiesen sind.

Doch das Problem reicht weiter: Auch Insulinanaloga wie „Levemir“ sollen nicht mehr hergestellt werden. Andreas Klinge, Diabetologe und Vorstandsmitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, erklärt: „Wenn Insuline knapp werden, müssen Patienten auf andere Präparate umgestellt werden – ein langwieriger und potenziell belastender Prozess.“


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Diese Umstellungen sind nicht nur zeitaufwendig, sondern auch eine medizinische Herausforderung. Diabetiker, die jahrelang auf Humaninsuline eingestellt waren, müssen sich plötzlich an neue Wirkstoffe gewöhnen. Zwar können Insulinanaloga eine Alternative darstellen, doch selbst hier warnt Klinge vor möglichen Engpässen.

Pharmaunternehmen in der Kritik: Margen wichtiger als Versorgung?

Ein Grund für diese besorgniserregende Entwicklung ist der finanzielle Druck. Insuline, die für viele Diabetiker lebensnotwendig sind, bringen im Vergleich zu den neuen Abnehmspritzen weniger Profit ein. Klinge sieht dies als gefährlichen Trend:

„Die Pharmaindustrie agiert zunehmend wie in den USA – was keine hohen Margen verspricht, wird aus dem Sortiment genommen.“

Der Rückzug von Novo Nordisk aus der Produktion wichtiger Insulinpräparate stellt dabei keine Ausnahme dar. Schon zuvor hatte der französische Pharmakonzern Sanofi seine Produktion von Humaninsulinen weitgehend eingestellt.

Mit Eli Lilly bleibt nur noch ein Hersteller für den europäischen Markt übrig. Auch Eli Lilly warnt bereits vor möglichen Engpässen, sollte sich die globale Nachfrage weiter verschieben.

Mediziner kritisieren, dass sich Pharmaunternehmen wie Novo Nordisk zunehmend auf margenstarke Produkte wie Abnehmspritzen konzentrieren und damit die Versorgung von Diabetikern gefährden.

Drohende Insulinknappheit: Ein Problem mit globalen Auswirkungen

Sollte es tatsächlich zu Engpässen kommen, könnten diese nicht nur Europa, sondern auch andere Teile der Welt betreffen. Der US-Pharmakonzern Eli Lilly, derzeit der letzte große Anbieter von Humaninsulin in Westeuropa, erklärte, dass er alles daran setzen werde, den Bedarf zu decken.

Doch die steigende Nachfrage aufgrund der Produktionsstopps anderer Hersteller könnte zu erheblichen Problemen führen. „Wenn andere Hersteller aussteigen, wird der Druck auf uns enorm zunehmen“, warnt der Konzern.

Lösungen in Sicht?

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) steht in engem Austausch mit den betroffenen Unternehmen, um die Versorgungssicherheit für Diabetiker zu gewährleisten.

Eine der zentralen Fragen lautet, wie ein möglichst reibungsloser Übergang von älteren Präparaten zu neuen Wirkstoffen gestaltet werden kann, ohne dass Patienten darunter leiden. Doch ob das reicht, bleibt fraglich.

„Die Umstellungen auf neue Insuline sind nicht nur für Ärzte, sondern auch für die Patienten selbst eine Belastung“, erklärt Andreas Fritsche, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).