19. April, 2025

Quartalszahlen

Diabetes treibt Gewinne – wie Abbott trotz Handelskrieg zulegt

Die US-Gesundheitsfirma Abbott wächst überraschend stark – vor allem dank ihrer Diagnostik- und Diabetesprodukte. Doch der globale Handelskonflikt könnte dem Konzern bald die Bilanz verhageln.

Diabetes treibt Gewinne – wie Abbott trotz Handelskrieg zulegt
Abbott übertrifft mit einem Quartalsgewinn von 1,09 Dollar je Aktie die Erwartungen – doch die Prognose bleibt trotz guter Zahlen vorsichtig.

Starker Jahresauftakt bei Abbott

Während viele US-Konzerne wegen geopolitischer Unsicherheiten und Zöllen in Deckung gehen, liefert Abbott. Im ersten Quartal 2025 erzielte das Medizintechnik- und Pharmaunternehmen 10,4 Milliarden Dollar Umsatz – ein Plus von 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch beim bereinigten Gewinn je Aktie übertraf der Konzern die Erwartungen: 1,09 Dollar statt der von Analysten prognostizierten 1,07.

Quelle: Eulerpool

Ein Ergebnis, das aufhorchen lässt. Denn eigentlich war das Umfeld alles andere als günstig.

Diabetesprodukte als Wachstumstreiber

Die entscheidende Rolle spielte einmal mehr die Sparte für Diabetesversorgung. Die Nachfrage nach kontinuierlichen Glukosemesssystemen wie dem Abbott-Flaggschiff „FreeStyle Libre“ bleibt hoch – sowohl in den USA als auch international.

Das Gerät ermöglicht es Millionen von Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, ihre Werte ohne klassisches Blutzuckermessen zu kontrollieren.

Quelle: Eulerpool

Allein in dieser Sparte erzielte Abbott im vergangenen Jahr knapp sechs Milliarden Dollar Umsatz – und das Wachstum setzt sich ungebremst fort. Inzwischen positioniert sich das Unternehmen nicht nur als Gerätehersteller, sondern als Plattformanbieter für digitale Gesundheitslösungen, inklusive App-Integration und Cloud-Auswertung.

Medizintechnik bleibt verlässlich

Auch andere Bereiche trugen zum Wachstum bei. Besonders stark schnitt Abbott bei Herzimplantaten und Labordiagnostik ab. Zwar sind die pandemiebedingten Sonderumsätze mit Corona-Tests inzwischen Geschichte, doch das klassische Medtech-Geschäft gewinnt wieder an Fahrt – insbesondere in Nordamerika und Westeuropa.

Das Glukosemesssystem „FreeStyle Libre“ treibt das Wachstum an – Millionen Diabetiker weltweit nutzen die Abbott-Technologie im Alltag.

Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern konnte Abbott seine Lieferketten relativ stabil halten, was sich gerade in einem Umfeld mit hoher Nachfrage auszahlt.

Wachstum mit Risikoaufschlag

Doch trotz der guten Zahlen bleibt der Ausblick vorsichtig. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr liegt unverändert bei 5,05 bis 5,25 Dollar pro Aktie – kein Upgrade, kein Nachschlag.

Der Grund: der eskalierende globale Handelsstreit. Insbesondere die jüngsten Zollmaßnahmen zwischen den USA und China sowie neue protektionistische Tendenzen in Europa könnten die global aufgestellte Produktionsarchitektur von Abbott treffen.

Der Konzern betreibt Fertigungsstandorte auf mehreren Kontinenten – eine Stärke, solange der Warenfluss funktioniert. Doch bei steigenden Zöllen wird genau diese internationale Aufstellung zur Kostenfalle.

Analysten warnen vor geopolitischer Bremse

Branchenanalysten sehen die robuste Performance von Abbott durchaus mit Respekt, aber auch mit Skepsis. Die Abhängigkeit vom internationalen Vertrieb – insbesondere in Asien – macht das Unternehmen anfällig für politische Spannungen.

Hinzu kommt: Die Wachstumsdynamik in den USA könnte sich abschwächen, falls sich die Wirtschaft weiter abkühlt oder regulatorische Eingriffe bei Medtech-Produkten verschärft werden. Auch in der Diabetes-Sparte nimmt der Wettbewerb zu, etwa durch Dexcom und Medtronic, die beide mit eigenen Sensorlösungen auf den Markt drängen.