10. März, 2025

Unternehmen

DHL am Limit: Warum die Beschwerden über die Post nie höher waren

Zustellchaos, verschollene Pakete, geschlossene Filialen: Der Frust über DHL wächst – und jetzt baut der Konzern auch noch Stellen ab.

DHL am Limit: Warum die Beschwerden über die Post nie höher waren
Zustellchaos nimmt zu – Immer mehr Kunden klagen über nicht zugestellte Pakete und Briefe. 44.406 Beschwerden gingen 2024 bei der Bundesnetzagentur ein – ein neuer Rekord.

Rekordhoch: Noch nie gab es so viele Beschwerden über die Post

Es ist eine Zahl, die das ganze Ausmaß des Problems verdeutlicht: 44.406 Beschwerden gingen 2024 bei der Bundesnetzagentur ein – so viele wie nie zuvor. Das ist ein Anstieg um fast sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders brisant: 89 Prozent der Beschwerden richteten sich gegen DHL und dessen Briefsparte, die Deutsche Post.

Zum Vergleich: 2021 lag die Zahl noch bei 15.118. In nur drei Jahren hat sich die Anzahl der Beschwerden fast verdreifacht. Der Ärger der Verbraucher zieht sich durch alle Bereiche: verlorene Briefe, beschädigte Pakete, nicht erfolgte Zustellungen, geschlossene Filialen – die Liste der Probleme ist lang.

"Nicht angetroffen" – obwohl der Empfänger zu Hause war

Eines der häufigsten Ärgernisse: Pakete, die angeblich nicht zugestellt werden konnten. Obwohl Kunden nachweislich zu Hause waren, gibt es weder eine Benachrichtigung noch einen Zustellversuch. Stattdessen landet das Paket in einer Filiale – oder verschwindet ganz.

Kunden berichten immer wieder, dass Paketboten gar nicht erst klingeln, sondern direkt eine Benachrichtigung ausfüllen oder Pakete einfach irgendwo abstellen. Besonders ärgerlich ist das für Menschen, die dringend auf eine Sendung warten oder für ein Paket sogar frei genommen haben.

Personalabbau trotz steigender Beschwerden – DHL streicht 8.000 Stellen im deutschen Brief- und Paketgeschäft. Experten warnen: Weniger Personal könnte die Zustellqualität weiter verschlechtern.

DHL reagiert abwiegelnd: Die Zahl der Beschwerden sei minimal im Verhältnis zu den insgesamt 12,2 Milliarden Briefen und 1,8 Milliarden Paketen, die 2024 verschickt wurden. Doch dieser Verweis auf die Masse hilft wenig – denn am Ende zählt für Kunden nicht die Statistik, sondern der persönliche Frust.

Personalabbau verschärft das Problem

Und nun kommt der nächste Schlag für Verbraucher: DHL streicht 8.000 Stellen. Der Grund? Hohe Kosten und ein zu geringer Gewinn durch die Portoerhöhung.

Der Stellenabbau entspricht etwa vier Prozent der gesamten Belegschaft im deutschen Brief- und Paketgeschäft. Die Gewerkschaft Verdi hatte zwar jüngst eine Fünf-Prozent-Lohnerhöhung für die Beschäftigten durchgesetzt – doch für viele Zusteller bedeutet das, dass sie am Ende noch mehr Arbeit bewältigen müssen.

Bochum, Hamburg, Planegg – Zustellprobleme in ganz Deutschland

Schon jetzt sind die Personalengpässe deutlich spürbar. In Städten wie Bochum, Hamburg, Erlensee oder Planegg häuften sich zuletzt die Beschwerden über verspätete oder ausgefallene Zustellungen.

Die Bundesnetzagentur startete deshalb im vergangenen Jahr 27 sogenannte Anlassprüfungen, um festzustellen, ob DHL seinen gesetzlichen Zustellpflichten nachkommt. Besonders betroffen war Bochum: Dort begründete die Post ihre Probleme mit Personal- und Organisationsmängeln. Erst nach zusätzlichen Neueinstellungen entspannte sich die Lage.

Die Befürchtung vieler Experten: Der neue Stellenabbau könnte genau solche Zustellprobleme weiter verschärfen.

Postgesetz-Reform erhöht Druck auf DHL – Die Bundesnetzagentur kann seit 2025 erstmals Bußgelder gegen Unternehmen verhängen, die Zustellprobleme nicht in den Griff bekommen.

Neue Gesetzesreform: Kann die Bundesnetzagentur DHL jetzt zur Kasse bitten?

Bisher konnte die Bundesnetzagentur kaum mehr tun, als mit dem Finger auf Missstände zu zeigen. Doch das ändert sich jetzt: Mit der neuen Postgesetz-Reform kann die Behörde Bußgelder verhängen.

Ob das die Situation verbessert, ist fraglich. Denn Strafen alleine lösen keine Personalprobleme. Wenn die Post weiter Stellen abbaut, sinkt die Zustellqualität – und die Beschwerden werden weiter steigen.

SPD-Bundestagsabgeordneter Sebastian Roloff warnt bereits: „Die Post ist gehalten, den Universaldienst in hoher Qualität sicherzustellen. Der Unmut der Verbraucher wächst, und die regionalen Prüfungen zeigen, dass das Personal an vielen Stellen schon jetzt knapp ist.“

DHL im Dilemma – wohin steuert der Marktführer?

DHL steckt in einer schwierigen Lage: Einerseits steigen die Kosten, andererseits wächst der Druck, die Servicequalität zu verbessern.

Gleichzeitig sitzt dem Konzern die Konkurrenz im Nacken. Amazon Logistics, Hermes und DPD bauen ihr Geschäft aus und könnten DHL in den kommenden Jahren Marktanteile abnehmen – vor allem, wenn die Qualität weiter sinkt.

Klar ist: DHL muss handeln. Entweder der Konzern investiert in besseren Service – oder er riskiert einen noch größeren Vertrauensverlust. Die nächsten Monate werden zeigen, welchen Weg das Unternehmen wählt.

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