Dritte Rezession in Folge – ein historischer Tiefpunkt
Deutschland steuert auf ein weiteres wirtschaftliches Krisenjahr zu. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) prognostiziert für 2025 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent.
Damit würde das Land zum dritten Mal in Folge eine Rezession durchleben – ein beispielloser Zustand in der Geschichte der Bundesrepublik. Währenddessen wachsen die Weltwirtschaft um 3,2 Prozent und die Eurozone um 1,1 Prozent. Die Diskrepanz zeigt: Deutschland verliert international an Boden.
„Die Lage ist sehr ernst“, erklärt Peter Leibinger, der neue Präsident des BDI. Seine Diagnose ist eindeutig: „Jahrelang wurden notwendige Reformen verschleppt.“ Die Quittung folge jetzt, und ohne entschlossenes Handeln drohe eine weitere Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme.
Reformen jetzt
Für die deutsche Industrie ist klar: Die politischen Weichen müssen neu gestellt werden. „Die Unternehmen brauchen Entlastungssignale, und zwar schnell“, fordert Leibinger. Besonders drei Bereiche sieht der Verband als prioritär:
- Bürokratieabbau: Regelungen und Meldepflichten erschweren Unternehmen zunehmend das Tagesgeschäft. Ein massiver Abbau könnte Ressourcen freisetzen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
- Energiepreise senken: Deutschland leidet weiterhin unter einem der höchsten Energiepreisniveaus weltweit. Günstigere Energie ist ein zentraler Faktor, um die Produktionskosten zu senken und Betriebe wettbewerbsfähig zu halten.
- Infrastrukturinvestitionen: Marode Straßen, langsames Internet, schleppende Digitalisierung – die Infrastruktur hinkt den Anforderungen einer modernen Wirtschaft hinterher. Hier müsse die Bundesregierung dringend handeln.
Doch der finanzielle Spielraum ist begrenzt. „Wir müssen im Haushalt klare Prioritäten setzen“, mahnt Leibinger. Wachstumsfördernde Maßnahmen hätten absoluten Vorrang.
Trump-Zölle setzen Exporte unter Druck
Zusätzlichen Gegenwind erhält die deutsche Wirtschaft durch die protektionistische Handelspolitik der USA. Die angekündigten Strafzölle der Regierung Trump treffen exportorientierte Industrien besonders hart.
Der BDI rechnet damit, dass die deutschen Exporte statt um 0,1 Prozent um fast 0,5 Prozent schrumpfen könnten. Damit wird eine der tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft ins Wanken gebracht.
„Der Ton im internationalen Handel wird rauer“, so Leibinger.
Vor allem mittelständische Unternehmen, die stark auf globale Lieferketten angewiesen sind, stünden unter Druck. Eine einseitige Belastung durch Zölle könnte sie aus wichtigen Märkten verdrängen.
Deutschland braucht ein neues wirtschaftliches Fundament
Die Probleme sind hausgemacht – darin sind sich Industrievertreter und Ökonomen einig. Über Jahre hinweg habe die Politik notwendige Strukturreformen aufgeschoben. Das Resultat sei ein stagnierender Innovationsmotor, der das Land zunehmend ins Hintertreffen geraten lasse.
Der BDI sieht die kommende Bundesregierung in der Pflicht: „2025 darf kein weiteres verlorenes Jahr werden. Die Wirtschaft braucht eine klare Richtung und den politischen Mut, unangenehme Entscheidungen zu treffen“, mahnt Leibinger. Ohne nachhaltige Reformen drohe Deutschland endgültig den Anschluss an die globale Dynamik zu verlieren.
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