20. November, 2024

Wirtschaft

Deutschlands verstecktes Milliardenbusiness: Boom der Schwarzarbeit sprengt Rekorde

In Deutschlands Schattenwirtschaft rollt der Rubel. Mit 498 Milliarden Euro wird das Volumen der Schwarzarbeit 2024 auf ein Rekordhoch geschätzt. Warum Bürgergeld, Rezession und Steuerpolitik das Problem befeuern – und warum die Politik bislang eher im Dunkeln tappt.

Deutschlands verstecktes Milliardenbusiness: Boom der Schwarzarbeit sprengt Rekorde
Besonders in Gastronomie und Baugewerbe sorgt Schwarzarbeit für Milliardenverluste beim Fiskus, während die Rückkehr zur 19-prozentigen Mehrwertsteuer den Trend weiter anheizt.

Ein Geschäft ohne Kassenbon

Deutschland steckt in der Rezession – aber nicht überall stockt der Betrieb. In der Schattenwirtschaft boomt das Geschäft wie lange nicht mehr. 498 Milliarden Euro, schätzt der renommierte Finanzwissenschaftler Friedrich Schneider, wird die Schwarzarbeit dieses Jahr erreichen.

Das sind über 12 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Ein gigantisches Paralleluniversum, in dem Geld unversteuert fließt und soziale Sicherungen umgangen werden.

Die Gründe sind vielfältig: Schlechte Wirtschaftslage, steigende Arbeitslosigkeit und politische Fehlanreize spielen zusammen wie Zahnräder in einem gut geölten System. Auch die Anhebung des Bürgergeldes um zwölf Prozent hat die Dynamik in der Schattenwirtschaft überraschend stark beeinflusst – auf teils paradoxe Weise.

Mit 498 Milliarden Euro erreicht die Schwarzarbeit 2024 ein Rekordniveau, das rund 12 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung entspricht.

Bürgergeld: Weniger Zwang, mehr Schlupflöcher?

Die Logik dahinter ist kompliziert: Zwar haben Bürgergeldempfänger durch die höheren Transfersätze weniger Druck, nebenher illegal zu arbeiten. Doch genau diese Erhöhung senkt den Anreiz, überhaupt wieder legal ins Erwerbsleben einzusteigen.

„Wer mehr Bürgergeld bekommt, hat weniger Motivation, eine reguläre Arbeit aufzunehmen“, sagt Schneider.

Gleichzeitig profitiert die Schattenwirtschaft davon, dass neue Haushalte hinzukommen, die Bürgergeld beziehen – und nebenher schwarzarbeiten.

Unterm Strich, so Schneider, ist die Lage klar: Die Anreize sind falsch gesetzt, und die Grauzone wächst.

Baustellen und Küchen – die Hotspots der Schwarzarbeit

Besonders die Gastronomie und das Baugewerbe stehen erneut im Fokus. Hier wird Schwarzarbeit fast schon als Geschäftsmodell betrieben. In der Gastronomie spielt auch die Rückkehr zur regulären Mehrwertsteuer von 19 Prozent eine Rolle.

„Das erhöht den Druck, Umsätze am Fiskus vorbei zu schleusen“, so Schneider. Für 2024 wird allein in dieser Branche ein zusätzlicher Anstieg der Schwarzarbeit um 1,9 Milliarden Euro erwartet.


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