Die Anfang des Jahres eingeführte Pfandpflicht für Einweg-Plastikverpackungen von Milchprodukten und anderen Getränken hat eine unbeabsichtigte Konsequenz offenbart: eine Verschlechterung des Kunststoffrecyclings in Deutschland.
Dieses Thema, das die Umweltpolitik und die Recyclingindustrie gleichermaßen betrifft, zeigt komplexe Herausforderungen in der Abfallwirtschaft auf.
Die Herausforderungen der neuen Pfandregelung
Seit Januar 2023 sind neben klassischen Getränkeflaschen auch Einwegkunststoffverpackungen für Milch, Kaffee, Kakao, Kefir und Joghurt pfandpflichtig.
Diese Änderung zielte darauf ab, die Recyclingquoten zu verbessern und weniger Abfall in die Umwelt gelangen zu lassen.
Doch die Praxis sieht anders aus: Die neuen Materialien in den Pfandautomaten führen zu Problemen bei der Wiederverwertung.
Inkompatible Materialien stören das System
Die Flaschen für Milch- und Kaffeeprodukte bestehen oft aus Materialien wie HDPE, PS und opakem PET, die sich von den bisherigen PET-Flaschen unterscheiden.
Diese neuen Materialien sind oft undurchsichtig und lassen sich nicht ohne weiteres mit den bestehenden Recyclingverfahren verarbeiten.
„Der entstehende Materialmix verschlechtert das Recycling klarer Getränkeflaschen“, erklärt Herbert Snell, Vizepräsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE).
Wirtschaftliche und technische Hindernisse
Die Recyclingbranche steht vor finanziellen Herausforderungen, da die Verarbeitung dieser neuen Materialien zusätzliche Investitionen und höhere Betriebskosten erfordert.
„Kunststoffrecycling lohnt sich kaum noch“, sagt Dirk Textor, Vorsitzender des Fachverbands Kunststoffrecycling im BVSE.
Die Konkurrenz durch preiswerte Neuware aus Asien, steigende Kosten für Energie und Logistik sowie ein Mangel an wirtschaftlichen Anreizen für das Recycling verschärfen die Lage.
Lösungsansätze und politische Maßnahmen
Experten fordern eine bessere Trennung der Materialien bereits bei der Rückgabe durch die Verbraucher. Moderne Pfandautomaten könnten Kunststoffe automatisch basierend auf dem Barcode sortieren, doch der Handel ist oft räumlich und logistisch nicht darauf eingestellt.
Dies führt zu einer Vermischung der Materialien, die das Recycling erschwert und die Qualität des recycelten Kunststoffs mindert.
Zukunft des Recyclings in Deutschland
Die Situation stellt eine erhebliche Herausforderung für Deutschlands Ambitionen dar, eine führende Rolle in der Kreislaufwirtschaft einzunehmen.
Während die Regierung und die Recyclingindustrie nach Lösungen suchen, bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Pfandregelungen langfristig auf die Umwelt und die Wirtschaft auswirken werden.
Klar ist, dass ohne strukturelle Anpassungen und klare politische Vorgaben, die aktuellen Probleme weiterhin die Recyclingbemühungen behindern werden.