06. März, 2025

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Deutschlands Erdgas-Irrtum: Warum die Energiewende neu gedacht werden muss

Neue Berechnungen zeigen: Deutschland wird länger als geplant auf Erdgas angewiesen sein. Die Folgen für Verbraucher und Wirtschaft könnten gravierend sein.

Deutschlands Erdgas-Irrtum: Warum die Energiewende neu gedacht werden muss
Die fehlerhaften Prognosen der Bundesregierung treiben die Netzentgelte in die Höhe. Eine Familie zahlt 2025 rund 100 Euro mehr als im Vorjahr.

Die unterschätzte Rolle von Erdgas

Erdgas sollte in der deutschen Energiewende nur eine Übergangslösung sein – eine Brücke ins Zeitalter erneuerbarer Energien. Doch aktuelle Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey zeigen: Der Gasverbrauch sinkt weit weniger als erwartet.

Während die Bundesregierung von einem Rückgang auf 550 bis 650 Terawattstunden (TWh) bis 2030 ausging, erwartet McKinsey einen Bedarf von 690 bis 720 TWh. Das Ende der Erdgas-Ära verschiebt sich damit um Jahre.

Fehlannahmen der Regierung und ihre Konsequenzen

Die ursprünglichen Regierungsprognosen basierten auf einer schnellen Verdrängung von Gas durch alternative Technologien wie Wärmepumpen und Wasserstoff. Doch diese Entwicklung stockt:

  • Der Ausbau von Wasserstoff-Infrastrukturen kommt nicht schnell genug voran.
  • Die Installation von Wärmepumpen bleibt hinter den Erwartungen zurück: 2024 wurden nur 193.000 Stück verkauft – notwendig wären 750.000 pro Jahr.
  • In der Industrie fehlen Alternativen, um erdgasintensive Prozesse kurzfristig auf andere Energieträger umzustellen.

Gaspreise steigen – und das bleibt wohl so

In der Erwartung eines sinkenden Verbrauchs hat die Bundesregierung Netzbetreibern erlaubt, ihre Kosten kurzfristiger abzuschreiben. Das Ergebnis: Die Netzentgelte stiegen allein zum Jahreswechsel um 20 Prozent.

Neue Berechnungen zeigen: Deutschland wird weit länger auf Erdgas angewiesen sein als von der Bundesregierung geplant – mit direkten Folgen für Verbraucher und Unternehmen.

Eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh zahlt dadurch im Jahr 2025 etwa 100 Euro mehr als im Vorjahr. Falls sich die Gasnachfrage langfristig als höher erweist als geplant, könnten Verbraucher durch eine Anpassung der Abschreibungsregeln entlastet werden.

Industrie und Kraftwerke bleiben auf Gas angewiesen

Viele Industriebetriebe setzen weiterhin auf Erdgas – nicht aus Überzeugung, sondern aus Mangel an Alternativen. Besonders die Stahlbranche, die eigentlich auf Wasserstoff umsteigen wollte, nutzt nun Gas als Übergangslösung.

Der Gasverbrauch der Kraftwerksbranche wird ebenfalls steigen, da Gaskraftwerke notwendig sind, um den Ausstieg aus Kohle und Kernkraft abzufedern.

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