22. November, 2024

Environment

Deutschlands CO2-Ausstoß auf historischem Tief – Doch keine gute Nachricht für das Klima

Experten des Lobbyverbands Agora Energiewende verkünden den niedrigsten CO2-Ausstoß seit den 1950er-Jahren in Deutschland.

Deutschlands CO2-Ausstoß auf historischem Tief – Doch keine gute Nachricht für das Klima
Eine beeindruckende Reduzierung um 46 Prozent im Vergleich zu 1990, aber die Schattenseiten der Statistik zeigen, dass nicht alle Einsparungen nachhaltig sind.

Die Zahlen klingen beeindruckend: Deutschland hat im vergangenen Jahr den niedrigsten CO2-Ausstoß seit den 1950er-Jahren verzeichnet. Nach Berechnungen des Lobbyverbands Agora Energiewende lag der Ausstoß bei 673 Millionen Tonnen, ein Rückgang um 46 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990.

Doch hinter den Jubelrufen der Umweltschützer verbergen sich einige bedenkliche Entwicklungen.

Die Hauptursache für den drastischen Rückgang liegt laut Experten in einem unerwartet starken Rückgang des Kohleverbrauchs, der durch eine gesunkene Stromnachfrage und vermehrten Import von Strom, davon zur Hälfte aus erneuerbaren Energien und zu einem Viertel aus Kernkraft, getrieben wurde.

Zudem hätten konjunktur- und krisenbedingte Produktionsrückgänge in der energieintensiven Industrie zu einer weiteren Reduzierung beigetragen.

Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland, betont, dass der historische Anstieg erneuerbarer Energien ein klimapolitischer Erfolg sei, jedoch nicht ohne Schattenseiten.

„Die Energiewirtschaft verzeichnete mit dem historischen Hoch bei den erneuerbaren Energien einen klimapolitischen Erfolg“, so Simon Müller, Direktor der Agora Energiewende Deutschland.

Nur etwa 15 Prozent der CO2-Einsparungen seien als nachhaltig zu betrachten, während der Großteil als temporär gelte und sich beispielsweise konjunkturbedingt wieder erhöhen könne.

Besorgniserregend ist auch die Tatsache, dass die Sektoren Gebäude und Verkehr ihre Klimaziele erneut verfehlt haben. Der CO2-Ausstoß in diesen Bereichen blieb nahezu unverändert.

Gründe dafür sind laut Experten die langsame Elektrifizierung mit E-Autos und beim Heizen in Gebäuden.

Durchschnittlicher Fußabdruck pro Kopf in Deutschland.

Parallel zu den Umweltauswirkungen feiert die deutsche Regierung finanzielle Erfolge im Emissionshandel. Der Staat verzeichnete im letzten Jahr einen Rekorderlös von rund 18,4 Milliarden Euro aus dem Verkauf von Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten, ein Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zu 2022.

Diese Einnahmen fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds, der für Energiewende- und Klimaschutzmaßnahmen genutzt wird.

Die Frage bleibt, ob die kurzfristigen Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel langfristige positive Auswirkungen haben werden, oder ob sie lediglich als vorübergehender Lichtblick in einer ansonsten düsteren Landschaft zu betrachten sind.