Die deutsche Bauindustrie schien lange in einer Sackgasse zu stecken. Namen wie Hochtief oder Bilfinger + Berger erinnern an eine glorreiche Vergangenheit, doch die Gegenwart prägen andere.
Ein Unternehmen, das bisher wenig im Rampenlicht stand, hat sich zur Speerspitze der Branche entwickelt: Goldbeck. Mit seiner Kombination aus industrieller Fertigung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzt der Bielefelder Konzern Maßstäbe – und zeigt, wie modernes Bauen aussehen kann.
Das Erfolgsrezept: Serienbau trifft Individualität
Goldbeck hat das serielle Bauen revolutioniert. Vorbei sind die Zeiten eintöniger Plattenbauten, die an Einheitsarchitektur erinnerten.
Das „Lego-System“ des Unternehmens ermöglicht es, vorgefertigte Bauteile flexibel und individuell zu gestalten. Die Goldbeck-Brüder Jan-Hendrik und Jörg-Uwe betonen:
„Unsere Gebäude verbindet Effizienz mit architektonischer Freiheit.“
Besonders im Bau von Lagerhallen, Fabriken und öffentlichen Gebäuden hat sich der Konzern einen Namen gemacht. 600 Projekte pro Jahr und ein Umsatz von 6,4 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2023 sprechen für sich.
Ein weiteres Highlight: Nachhaltigkeit ist kein Lippenbekenntnis, sondern fester Bestandteil des Geschäftsmodells. So experimentiert Goldbeck mit „grünem Beton“ und verfolgt das Ziel, in den 2030er-Jahren naturpositive Gebäude wettbewerbsfähig anzubieten.
Digitalisierung und Robotik: Die Zukunft des Bauens
Die Digitalisierung spielt eine Schlüsselrolle bei Goldbecks Erfolg. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz werden Daten von Bauprojekten analysiert, um Prozesse zu optimieren. Roboter übernehmen bereits heute Aufgaben in der Produktion und auf Baustellen, wo Fachkräfte fehlen.
„Automatisierung hilft uns, Lücken zu schließen und gleichzeitig Qualität zu steigern“, erklärt Jan-Hendrik Goldbeck.
Auch Virtual Reality kommt zum Einsatz: Kunden können ihre Gebäude bereits in der Planungsphase erleben. Diese Technik beschleunigt Entscheidungsprozesse und reduziert die Zeit bis zum Baustart erheblich.
Herausforderungen: Bürokratie und Genehmigungen
Trotz aller Erfolge bleibt Goldbeck nicht verschont von den Tücken der deutschen Baupolitik. Genehmigungsverfahren und Klagen können Bauprojekte um Jahre verzögern. „Ein Wohngebäude könnte in 14 Monaten fertig sein, doch in der Realität ziehen sich Planungen oft über ein Jahrzehnt hin“, kritisiert Goldbeck.
Der Unternehmer fordert mehr Ermessensspielraum für Kommunen und ein Überdenken des Föderalismus. „Wir brauchen pragmatische Lösungen, um dringend benötigten Wohnraum schneller zu schaffen“, so Goldbeck.
Globale Expansion und Wohnungsbau im Fokus
Während Goldbeck den deutschen Markt weiter fest im Griff hat, wächst auch das internationale Geschäft. 60 Prozent des Umsatzes erzielt der Konzern in Deutschland, doch das Interesse an seriellen Baukonzepten nimmt europaweit zu. Zukünftig soll auch der Wohnungsbau eine größere Rolle spielen.
Innerhalb von nur vier Jahren hat Goldbeck diesen Bereich auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag ausgebaut. Ziel ist es, mehr als 30 Prozent des Umsatzes mit Wohnprojekten zu erzielen. „Der Wohnungsbau passt perfekt zu unserer Philosophie“, erklärt Goldbeck.
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