Die Zahlen sind alarmierend: Im Januar steigt die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 186.000 Menschen im Vergleich zum Vormonat – die Gesamtzahl liegt nun knapp unter drei Millionen.
Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem der Arbeitsmarkt schrumpft. Während der Staat weiterhin Stellen schafft, sieht die Lage in Industrie und Handel düster aus. Kurzarbeit breitet sich aus, Insolvenzen nehmen zu. Doch viele Arbeitnehmer wiegen sich weiter in Sicherheit.
Kurzarbeit steigt, aber die Politik bleibt passiv
Die Zeichen für eine Krise sind unübersehbar. Stand November 2024 waren 293.000 Beschäftigte auf Kurzarbeitergeld angewiesen – ein sprunghafter Anstieg innerhalb weniger Monate. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt:
„Die Wirtschaftsschwäche trifft den Arbeitsmarkt mit voller Wucht.“
Die Politik reagiert mit Durchhalteparolen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) musste erst kürzlich die Wachstumserwartung für 2025 drastisch senken – von 1,1 Prozent auf nur noch 0,3 Prozent.
Einige Ökonomen halten selbst diese Zahl für zu optimistisch. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet sogar mit einem weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Sollte das eintreten, wäre es die längste Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik.
Die paradoxe Zuversicht der Beschäftigten
Trotz der düsteren Prognosen bleibt die Angst vor Jobverlust gering. Laut einer aktuellen Umfrage von Forsa für Xing fürchten nur acht Prozent der Beschäftigten um ihren Arbeitsplatz. Ein überraschend niedriger Wert, der sich nur leicht gegenüber den sechs Prozent im Vorjahr erhöht hat.
„Trotz eines kriselnden Arbeitsmarktes bleiben Beschäftigte in Deutschland grundsätzlich optimistisch“, sagt Thomas Kindler, Geschäftsführer von Xing. Doch ein genauer Blick zeigt: Es gibt Risse im Fundament.
Der Wunsch nach sichereren Jobs wächst, genauso wie die Bereitschaft, bei besseren Angeboten zu wechseln.
Industrie schrumpft, der Staat wächst
Während die private Wirtschaft Stellen abbaut, expandiert der öffentliche Dienst weiter. Die Bundesregierung rechnet mit 120.000 zusätzlichen Arbeitslosen im Jahr 2025 – die Drei-Millionen-Marke könnte bald wieder überschritten werden.
Das Problem: Industrie, Bau und Handel als klassische Jobmotoren verlieren an Kraft, während der staatsnahe Sektor wächst. Experten warnen vor einer gefährlichen Schieflage. „Wir haben Rekordbeschäftigung, aber der Trend ist abgeknickt“, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Fachkräftemangel vs. Jobabbau – Wie passt das zusammen?
Ein weiteres Paradoxon: Während in vielen Branchen Personal entlassen wird, bleibt der Fachkräftemangel bestehen. Besonders in der IT und im Ingenieurwesen herrscht nach wie vor eine hohe Nachfrage.
Doch auch hier gibt es dunkle Wolken. Die Zahl der offenen Stellen sinkt seit Monaten. Laut Indeed gingen die Ausschreibungen in der Softwareentwicklung um 32,7 Prozent zurück, im Projektmanagement um 31,8 Prozent. Der Stellenmarkt kühlt spürbar ab.
Jobabbau oder Kurzarbeit? Eine politische Entscheidung
Ein Instrument, das die wahre Dimension der Krise noch verschleiert, ist die verlängerte Kurzarbeit. Die SPD hat – trotz Kritik von Ökonomen – entschieden, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter bis zu zwei Jahre in Kurzarbeit halten können.
Doch Experten warnen: Diese Maßnahme könne die „notwendige Transformation verschleppen“, so Bernd Fitzenberger vom IAB. Unternehmen, die eigentlich dringend restrukturieren müssten, würden mit staatlicher Hilfe künstlich am Leben gehalten.
Das könnte Sie auch interessieren: