Die klassische Ehe verliert in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Nur noch gut die Hälfte aller Erwachsenen ist verheiratet – vor 30 Jahren waren es noch 60 Prozent. Gleichzeitig steigt die Zahl der Ledigen. Der Trend: Immer mehr Menschen verzichten auf den Bund fürs Leben oder entscheiden sich erst spät dafür. Was steckt dahinter?
Weniger Ja-Sager, mehr Ledige
Ende 2023 lebten laut Statistischem Bundesamt noch 35 Millionen Menschen in einer Ehe. Das sind rund 50 Prozent der Bevölkerung ab 18 Jahren – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 1993, als noch 39,3 Millionen Erwachsene verheiratet waren.
Während die Zahl der Verheirateten sinkt, nimmt die Gruppe der Ledigen stetig zu. 1993 waren 15,8 Millionen Erwachsene in Deutschland unverheiratet, heute sind es 22,6 Millionen – ein Anstieg von 24 auf 33 Prozent der volljährigen Bevölkerung.
Warum heiraten die Deutschen immer später?
Einer der Hauptgründe für den Rückgang der Eheschließungen: Die Deutschen warten immer länger mit dem Schritt vor den Traualtar. 2023 lag das Durchschnittsalter bei der ersten Heirat für Frauen bei 32,8 Jahren, bei Männern bei 35,3 Jahren. Zum Vergleich: Vor 30 Jahren sagten Frauen bereits mit durchschnittlich 26,8 Jahren „Ja“, Männer mit 29,2 Jahren.
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Der Trend zur späteren Heirat hat mehrere Gründe. Berufliche Unsicherheiten, längere Ausbildungszeiten und die wachsende Individualisierung der Gesellschaft spielen eine Rolle. Viele setzen auf persönliche Freiheit, finanzielle Unabhängigkeit und unverbindliche Lebensmodelle, bevor sie sich für eine Ehe entscheiden – oder eben gar nicht.
Ehen auf Rekordtief – hält der Trend an?
2023 wurden nur noch 361.000 Ehen geschlossen – der zweitniedrigste Stand seit 1950. Zum Vergleich: In den 1950er- und 60er-Jahren wurden in Deutschland teils über 600.000 Ehen jährlich geschlossen. Dass sich dieser Trend weiter fortsetzt, ist wahrscheinlich.
Besonders die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben das traditionelle Bild der Ehe verändert. In Zeiten von Online-Dating, alternativen Beziehungsmodellen und Patchwork-Familien ist eine formale Eheschließung für viele nicht mehr notwendig. Auch die rechtlichen Unterschiede zwischen Ehe und eingetragener Partnerschaft sind in vielen Bereichen geringer geworden.
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