08. Oktober, 2024

Politik

Deutschland in der Zerreißprobe: Ein Jahr nach dem Terrorangriff auf Israel

Deutschland in der Zerreißprobe: Ein Jahr nach dem Terrorangriff auf Israel

Ein Jahr nach den verheerenden Terrorattacken der Hamas auf Israel steht Deutschland vor einer großen Herausforderung: Die Nachwirkungen des Konflikts im Nahen Osten sind auch hierzulande spürbar und bergen Zündstoff. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machte bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin unmissverständlich klar, dass der innergesellschaftliche Frieden auf dem Spiel steht, wenn Antisemitismus auf deutschen Straßen und in Institutionen Fuß fasst. "Trauer, Wut und Angst prägen die Gemütslage vieler Menschen in Deutschland", sagte Steinmeier und rief dazu auf, den moralischen Kompass nicht zu verlieren. Bundeskanzler Olaf Scholz nahm in Hamburg an einer Zeremonie in einer Synagoge teil und betonte die Notwendigkeit, einen Waffenstillstand zu erreichen. Am Montagabend strahlten die Lichter des Brandenburger Tors in den israelischen Nationalfarben, ein symbolischer Akt des Gedenkens und der Solidarität mit Israel. Deutschland trage die Verantwortung, an der Seite Israels zu stehen, so Steinmeier, doch forderte er auch eine politische Lösung zur Beendigung des Leids im Konfliktgebiet. Bereits jetzt sei das Leben vieler Juden in Deutschland von Unsicherheit geprägt. Eine Umfrage des Zentralrats der Juden zeigt, dass antisemitische Vorfälle zunahmen und sich ein Großteil der jüdischen Gemeinden ungeschützt fühle. Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte die Dringlichkeit, Antisemitismus zu bekämpfen, auch in kulturellen Bereichen. Sie sprach von einer alarmierenden Zunahme antisemitischer Vorfälle, die an vergangene, dunkle Zeiten erinnern. Die Gedenkveranstaltungen in Deutschland verliehen den Opfern der Angriffe eine Stimme. Bereits in den frühen Morgenstunden wurden an zahlreichen Orten die Namen der im vergangenen Jahr Getöteten und entführten Menschen verlesen. Während die Mehrzahl der Versammlungen friedlich verlief, kam es bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Kreuzberg zu Auseinandersetzungen, die ein schnelles Eingreifen der Polizei erforderten. Auch in Frankfurt am Main kam es zu einer großen Kundgebung, die trotz gerichtlicher Versuche der Stadt nicht verhindert werden konnte.