Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck – und das mehr als je zuvor. In einer gemeinsamen Einschätzung haben die führenden Wirtschaftsinstitute des Landes ihre Wachstumsprognosen für 2024 drastisch gesenkt.
Statt wie zuvor ein Wachstum von 0,1 Prozent vorherzusagen, gehen die Experten nun von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent aus. Für 2025 und 2026 fallen die Prognosen ebenfalls deutlich geringer aus als erwartet.
Energie und Exporte: Deutsche Wirtschaft in der Zwickmühle
Die Kernprobleme sind keine Überraschung, doch ihre Auswirkungen treffen Deutschland jetzt mit voller Wucht. Die stark gestiegenen Energiekosten haben die Wettbewerbsfähigkeit des Landes massiv beeinträchtigt. Besonders energieintensive Industrien, ein zentraler Pfeiler der deutschen Exportwirtschaft, leiden unter den hohen Kosten.
„Unsere Energiepreise sind zu einem echten Standortnachteil geworden“, erklärt ein Experte des Ifo-Instituts.
Gleichzeitig wächst der Druck durch ausländische Konkurrenz. Insbesondere China drängt mit qualitativ hochwertigen Industriegütern auf die globalen Märkte – und verdrängt damit deutsche Exporteure, die jahrzehntelang führend waren.
Stagnation statt Aufschwung: Ein düsterer Ausblick
Seit mehr als zwei Jahren stagniert die deutsche Wirtschaft. Wo andere Länder nach der Pandemie wieder in die Spur gefunden haben, hinkt Deutschland hinterher. Die lange erwartete Erholung bleibt aus. Jetzt zeigt sich: Die strukturellen Herausforderungen, die schon vor Corona bestanden, haben sich weiter verschärft.
Laut den Instituten wird das Wachstum im kommenden Jahr nur langsam anziehen – von einer raschen Rückkehr zu den alten Wachstumsraten kann keine Rede sein. 2025 erwarten die Experten ein Wachstum von lediglich 0,8 Prozent. Selbst 2026 wird mit 1,3 Prozent nur wenig Dynamik erwartet.
Chancen verpufft: Deutschland und seine Strukturprobleme
Ein entscheidendes Problem liegt tief in der Struktur der deutschen Wirtschaft verankert. Die schleppende Digitalisierung, der Fachkräftemangel und bürokratische Hürden bremsen die Unternehmen aus.
„Wir erleben eine Krise, die nicht allein durch konjunkturelle Maßnahmen zu bewältigen ist“, sagt ein Vertreter des RWI.
Besonders die Digitalisierung wird von vielen Unternehmen als zentrale Herausforderung genannt. Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher, und das hat Folgen. Die Industrie kämpft mit veralteten Prozessen, während Länder wie die USA und China technologisch aufholen und in vielen Bereichen bereits vorbeigezogen sind.
Eine Krise ohne schnelles Ende?
Die jetzt veröffentlichten Prognosen der Institute zeigen deutlich: Die deutsche Wirtschaft hat es derzeit schwer, den Anschluss an das globale Wachstum zu finden. Die Probleme sind nicht kurzfristiger Natur, sondern tief in der Struktur der Wirtschaft verwurzelt.
Ohne umfassende Reformen, so die einhellige Meinung der Experten, wird Deutschland auf absehbare Zeit nicht zu seiner alten Stärke zurückfinden.
„Wir brauchen tiefgreifende Veränderungen – und das schnell“, warnt ein Sprecher des IfW Kiel.
Dazu gehören massive Investitionen in die digitale Infrastruktur, aber auch eine bessere Fachkräftestrategie. Zudem müsse die Energiepolitik grundlegend überdacht werden, um die Wirtschaft nachhaltig zu entlasten.
Schlechte Aussichten für 2024
Deutschlands wirtschaftliche Herausforderungen sind groß, und die aktuellen Prognosen der führenden Wirtschaftsinstitute unterstreichen die Dringlichkeit, mit der gehandelt werden muss. Die Konkurrenz aus dem Ausland, gepaart mit den internen Schwächen, sorgt dafür, dass sich das Wachstum kaum erholen wird.
Die jetzt gesenkten Wachstumsprognosen sollten ein Weckruf für die Politik sein. Wenn Deutschland nicht bald entschlossen handelt, könnte der Standort langfristig in Schwierigkeiten geraten.