15. November, 2024

Wirtschaft

Deutschland im Abschwung: Arbeitsmarkt und Unternehmenslandschaft unter Druck

Deutschland im Abschwung: Arbeitsmarkt und Unternehmenslandschaft unter Druck

Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in schwierigem Fahrwasser und das macht sich zunehmend auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Im dritten Quartal 2023 stagnierte die Zahl der Erwerbstätigen nahezu, wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Von Juli bis September hatten 46,1 Millionen Menschen eine Beschäftigung, nur ein geringfügiges Plus von 23.000 gegenüber dem Frühsommer. Rechnet man saisonale Effekte heraus, ist die Zahl der Beschäftigten sogar um 45.000 Personen gesunken. Seit Anfang 2021 war eine solche Entwicklung nicht mehr zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anstieg der Beschäftigten bei moderaten 66.000 Personen.

Während in der Dienstleistungsbranche mehr Arbeitsplätze entstanden, verzeichnete die Industrie einen Rückgang von 73.000 Beschäftigten (0,9 Prozent), und im Baugewerbe fielen die Zahlen um 30.000 Personen (1,1 Prozent). Ein besorgniserregender Trend setzt sich ebenso bei den Selbständigen fort: Ihre Zahl sank um 0,6 Prozent auf 3,8 Millionen inklusive der mithelfenden Familienmitglieder.

Auch die Prognosen für die deutsche Wirtschaft sind gedämpft. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht lediglich eine leichte wirtschaftliche Erholung in 2025 mit einem Wachstum von 0,2 Prozent voraus, nachdem die Wirtschaft in diesem Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen wird. Der Winter könnte sich besonders schwierig gestalten, wobei eine zögerliche Aufwärtsbewegung ab dem Frühjahr erwartet wird.

Die Bereitschaft zur Unternehmensgründung lässt ebenfalls nach. Von Januar bis September verringerte sich die Zahl der Neugründungen um 0,9 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 456.000. Ein markanter Rückgang um über ein Viertel ist bei Kleinunternehmen zu verzeichnen. Der Anstieg der Zinsen und die schwächelnde Konjunktur belasten die Gründerszene. Auch bei den Gewerbeanmeldungen zeigt sich ein Rückgang von 1,0 Prozent, während die Gewerbeabmeldungen leicht anstiegen.

Multipliziert werden diese Herausforderungen durch die Erfahrungen zahlreicher Unternehmen, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts droht momentan fast jedem vierzehnten Betrieb das Aus, was einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders das verarbeitende Gewerbe und der Einzelhandel zeigen sich besorgt. Der Anstieg internationaler Konkurrenz und fehlende Aufträge fordern ihren Tribut, was bereits in einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen resultiert.