Die öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Deutschland erfährt einen bemerkenswerten Aufschwung. Jüngsten Informationen zufolge hat die Bundesnetzagentur mehr als 145.000 Ladepunkte registriert, was eine signifikante Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dies geht aus aktuellen Berechnungen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) hervor, die zeigen, dass weniger Fahrzeuge einen Ladeplatz teilen müssen als zuvor. Diese Entwicklung steht in einem auffälligen Kontrast zu den stagnierenden Fahrzeugverkäufen, während der Ausbau des Ladenetzes dynamisch bleibt.
Der Anstieg auf 145.857 Ladepunkte, darunter 31.063 Schnellladeplätze mit einer Leistung von mindestens 22 Kilowatt, markiert einen Meilenstein. Sollte man historische Vergleichswerte hinzuziehen, zeigt sich, dass frühere Zahlen oft nachträglich nach oben korrigiert wurden, da Nachmeldungen von Betreibern eingingen. Diese Unsicherheiten bei den Meldezahlen führen zu unterschiedlichen Interpretationen, was den VDA dazu veranlasste, einen geschätzten Zuwachs um rund 45.000 Ladepunkte zwischen Juli 2023 und Juli 2024 zu prognostizieren. Ein Blick auf aktuelle Meldungen deutet auf ein langsameres Wachstum hin, allerdings bleibt dies aufgrund der zu erwartenden Nachmeldungen wohl zu niedrig angesetzt.
Mit aktuell 2,48 Millionen registrierten Elektro- und Hybridfahrzeugen kommen im Durchschnitt 17,3 Fahrzeuge auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Diese Verbesserung von vormals 21 Fahrzeugen pro Ladepunkt kann teils auch auf das langsamere Wachstum des Elektrofahrzeugbestands zurückgeführt werden. Regionale Unterschiede bleiben jedoch ausgeprägt: In Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen findet man die beste Versorgung mit der niedrigsten Anzahl an Fahrzeugen pro Ladepunkt. Umgekehrt verzeichnet das Saarland die höchsten Zahlen in dieser Kategorie.
Ein genereller Vergleich des Fahrzeugbestands mit der Zahl der Ladepunkte zeigt, dass Berlin, Baden-Württemberg und Hamburg in puncto Vorbereitung auf die Elektromobilität führend sind, bei der Berücksichtigung des Elektromobilanteils jedoch nicht mehr ganz vorne stehen. Bemerkenswert ist, dass Bayern mit über einem Gigawatt die höchste Ladeleistung bietet, während dessen Durchschnittsstärke der Ladepunkte von Thüringen mit 50,2 Kilowatt übertroffen wird. Die geringsten Durchschnittswerte sind in Berlin und Bremen zu finden.
Trotz dieser Fortschritte sieht die VDA noch erheblichen Handlungsbedarf beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Große regionale Unterschiede und Gemeinden ohne Ladestationen stellen wesentliche Herausforderungen dar. Um die ambitionierten Ziele von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 zu verwirklichen, fordert VDA-Präsidentin Hildegard Müller politischen Antrieb und eine proaktive Erweiterung der Infrastruktur, um den Übergang zur Elektromobilität effektiv zu unterstützen.