25. April, 2025

Grün

Deutschland beschleunigt Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge – Nutzerzahlen stagnieren weiterhin.

Die Entwicklung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland zeigt, zumindest aus statistischer Sicht, ermutigende Fortschritte. Jedoch bleibt die tatsächliche Nutzung hinter den Erwartungen zurück. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stellte fest, dass im zweiten Halbjahr des Jahres 2024 im Durchschnitt nur 17 Prozent der öffentlichen Ladepunkte genutzt wurden. Dies impliziert, dass viele Ladeeinrichtungen ungenutzt bleiben, was Fragen zur Effizienz und Optimierung der bestehenden Infrastruktur aufwirft.

Der Energiemarktführer EnBW, dessen Hauptsitz sich in Karlsruhe befindet, sieht angesichts dieser Zahlen keinen dringenden Bedarf für einen erheblichen Ausbau der Ladeinfrastruktur. Dirk Güsewell, Mitglied des EnBW-Vorstandes, betonte, dass aus der heutigen Perspektive kein Engpass bei den Ladepunkten abzusehen sei. Dies wird durch eine Untersuchung des Marktdatenunternehmens Elvah gestützt, die zeigt, dass etwa ein Viertel der Ladepunkte überhaupt nicht in Anspruch genommen wird.

Trotz dieser ungenutzten Kapazitäten, gibt es einen kontinuierlichen Anstieg bei der Anzahl der Ladepunkte. Zu Beginn des Februars 2024 wurden durch die Bundesnetzagentur 161.686 Ladepunkte in Deutschland registriert, was einem Zuwachs von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders auffällig ist der 39-prozentige Zuwachs bei den Schnellladepunkten, der die verstärkte Fokussierung auf schnellere Ladevorgänge unterstreicht.

Die EnBW verfolgt eine zukunftsorientierte Planungsstrategie, die sich auf die erwartete Auslastung in den kommenden fünf Jahren konzentriert. Unbenutzte Ladepunkte werden dabei vielmehr als Investitionen in die Zukunft gewertet, mit der Hoffnung auf steigende Zahlen an Elektrofahrzeugen. Entscheidend in der Planung sind Faktoren wie die Anzahl der Elektroautos, die bestehende Infrastruktur und der Anteil der Fahrzeughalter, die privat laden. Regional gibt es erhebliche Unterschiede in der Auslastung der Ladepunkte, die von lediglich 3 Prozent in manchen Regionen bis zu 40 Prozent in Gebieten wie dem Landkreis Böblingen reichen.

Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums warnte jedoch, dass diese Zahlen die komplexe Dynamik des Ladeverhaltens nicht vollständig abbilden. Insbesondere bleiben Aspekte wie Ladetarife und die Qualität der Aufenthaltsorte unberücksichtigt. Sie betonte die Notwendigkeit einer vielfältigen Infrastruktur, um Wartezeiten in Spitzenzeiten zu vermeiden.

Kerstin Andreae, Vorsitzende des BDEW, forderte daher klare Initiativen zur Förderung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, um einen fortlaufenden Ausbau der Infrastruktur zu sichern. Während der Wettbewerb im privaten Sektor gut funktioniere, sieht EnBW-Vertreter Güsewell nachhaltige Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen als essenziell für den Erfolg der Elektromobilität an.

Derzeit betreibt EnBW über 6.000 Schnellladepunkte in Deutschland und hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 insgesamt 20.000 Ladepunkte zu betreiben. Dieses Ziel wurde angepasst, nachdem ein langsameres Wachstum bei der Elektromobilität festgestellt wurde. Ursprünglich waren 30.000 Ladepunkte geplant, doch das Unternehmen hält an einem langfristig positiven Trend fest und sieht die Anpassung als Reaktion auf aktuelle Entwicklungen.