Im deutschen Handwerk herrscht derzeit eine bedrückende Stimmung. Der von der Auskunftei Creditreform ermittelte Geschäftslageindex zeigt mit 45,8 Punkten den niedrigsten Wert seit 15 Jahren. Bereits seit drei Jahren ist ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten. Noch 2024 betrug der Index 48,3 Punkte, und im Jahr 2019, vor der Corona-Pandemie, lag er gar bei 76,6 Punkten. Die Ursachen für diese Abwärtsentwicklung sind vor allem im Bau- und Ausbauhandwerk zu finden, während das Kfz-Handwerk trotz negativer Entwicklungen auf einem höheren Niveau verharrt. Erfreulicherweise verbessern sich die Geschäftserwartungen in anderen Sektoren, wie dem Metallhandwerk, der Nahrungsmittelbranche und bei verschiedenen personenbezogenen Dienstleistungen. Besonders bemerkbar macht sich die Krise bei den Umsatzzahlen, wo mehr Betriebe von Rückgängen statt Zuwächsen berichten. Allerdings gibt es erste Indikatoren für eine mögliche Stabilisierung, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Eine deutliche Erholung ist jedoch kurzfristig nicht in Sicht, denn die prognostizierten Umsatzzahlen der Betriebe sind weiterhin gedämpft. Dennoch gibt es auch optimistische Stimmen: 24,3 Prozent der Unternehmen erwarten eine positive Entwicklung, während 22,8 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Ein Lichtblick zeigt sich hingegen bei der Investitionsbereitschaft. Der Anteil der investierenden Handwerksbetriebe stieg von 41,5 auf 49,2 Prozent – der höchste Stand seit Jahren. Dieser Anstieg könnte einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der deutschen Konjunktur leisten, so Hantzsch. In der Vergangenheit des letzten Jahres spiegelte sich die schwierige Lage in steigenden Insolvenzzahlen wider. Ein Zuwachs von 18,9 Prozent auf insgesamt 4.350 Insolvenzen bedeutet den höchsten Stand seit 2016. Besonders das Bauhandwerk verzeichnet mit 101 Insolvenzen pro 10.000 Betrieben die höchste Rate. Die Zukunft bleibt ungewiss, denn Auftragseinbrüche und steigende Kosten für Kredite und Personal drohen weitere Insolvenzen nach sich zu ziehen.
Wirtschaft
Deutsches Handwerk in der Krise: Stimmungsindex auf historischem Tiefstand
