Der Motor der deutschen Wirtschaft stottert. Im November sanken die Bestellungen im verarbeitenden Gewerbe um 5,4 Prozent gegenüber dem Vormonat – ein Rückgang, der selbst erfahrene Marktbeobachter überrascht.
Das Statistische Bundesamt hatte die Zahlen am Mittwoch veröffentlicht, und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
„Das ist ein herber Dämpfer“, kommentiert DIHK-Experte Jupp Zenzen. „Nicht nur die Binnenkonjunktur schwächelt, sondern auch auf den internationalen Märkten bröckelt die Nachfrage.“ Besonders gravierend: Kunden außerhalb der EU halten sich auffallend zurück.
Großaufträge verzerren das Bild
Die Lage ist noch komplexer, als es die nackten Zahlen vermuten lassen. Zwar stürzte der Auftragseingang insgesamt ab, doch ohne Großaufträge hätte es sogar ein leichtes Plus von 0,2 Prozent gegeben.
Ein schwacher Trost, denn der Rückgang trifft vor allem mittelständische Unternehmen, die ohnehin stärker auf die europäische Nachfrage angewiesen sind.
Auch im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich ein alarmierendes Bild: Statt eines erwarteten Wachstums von drei Prozent meldete das Bundesamt einen Rückgang von 1,7 Prozent. Das ist die zweite negative Entwicklung in Folge, nachdem bereits im Oktober ein Minus von 1,5 Prozent verzeichnet wurde.
Schwache Binnenkonjunktur und globale Unsicherheiten
Was steckt hinter dem Einbruch? Die Gründe sind vielfältig, doch einige Faktoren stechen heraus. Zum einen belastet die schwache Binnenkonjunktur die Nachfrage.
Hohe Energiepreise, gestiegene Finanzierungskosten und anhaltende Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt führen dazu, dass Unternehmen und Verbraucher Investitionen zurückhalten.
Zum anderen drückt die internationale Konkurrenz die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. „Unsere Unternehmen haben es zunehmend schwerer, sich gegen asiatische und amerikanische Anbieter durchzusetzen“, erklärt Claudia Fritsch, Analystin beim Institut für Wirtschaftsforschung (IWF).
Kein Rückenwind für das neue Jahr
Die Zahlen lassen wenig Optimismus für den Jahresbeginn 2025 aufkommen. Auch wenn der längerfristige Vergleich zwischen September und November noch ein leichtes Plus von 1,7 Prozent zeigt, sind die Aussichten getrübt.
„Das sind keine guten Startvoraussetzungen für das neue Jahr“, sagt Zenzen.
Besonders kritisch ist die Situation in der Automobil- und Maschinenbaubranche, die traditionell zu den Zugpferden der deutschen Wirtschaft zählen. Beide Bereiche kämpfen derzeit mit Lieferkettenproblemen, sinkenden Exportzahlen und einer schwächelnden Nachfrage aus wichtigen Absatzmärkten wie China und den USA.
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Ist die Trendwende in Sicht?
Trotz der düsteren Prognosen gibt es vereinzelte Lichtblicke. Einige Experten hoffen, dass der schwache November ein Ausreißer bleibt und sich die Industrie im Verlauf des ersten Quartals stabilisieren kann. Viel wird davon abhängen, wie schnell sich die globalen Märkte erholen und ob die Bundesregierung wirtschaftspolitische Impulse setzt.
Doch diese Hoffnungen könnten trügerisch sein. „Wenn die Bundesregierung nicht gezielt Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ergreift, droht der Industrie eine lange Durststrecke“, warnt Fritsch.