13. Dezember, 2024

Wirtschaft

Deutscher Außenhandel unter Druck: Exportzahlen im Sinkflug

Deutscher Außenhandel unter Druck: Exportzahlen im Sinkflug

Die deutschen Exporteure erleben derzeit stürmische Zeiten. Im Oktober verzeichneten die Warenlieferungen ins Ausland einen bemerkenswerten Rückgang um 2,8 Prozent im Vergleich zu September und erreichten ein Gesamtvolumen von 124,6 Milliarden Euro. Dies entspricht dem stärksten monatlichen Rückgang im laufenden Jahr, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Auch im Vergleich zum Vorjahr gaben die Ausfuhren um 2,8 Prozent nach. Besonders dramatisch ist der Einbruch in die USA, dem größten Einzelmarkt, wo die Exporte um mehr als 14 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro sanken. Ebenso rückläufig waren die Exporte nach China, die um 3,8 Prozent einbrachen. Innerhalb der Europäischen Union gab es hingegen nur einen leichten Rückgang um 0,7 Prozent.

Der Verband des Groß- und Außenhandels (BGA) zeigt sich ernsthaft besorgt und spricht von einer strukturellen Krise des deutschen Außenhandels, die nicht nur vorübergehender Natur sei. BGA-Präsident Dirk Jandura warnt vor erheblichen Verlusten an Wohlstand und Arbeitsplätzen, falls nicht bald Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Zu seinen Forderungen zählen eine Modernisierung des Zollwesens und die zügige Umsetzung des Mercosur-Freihandelsabkommens. Mit einem Gesamtexportvolumen von 1,3 Billionen Euro nach zehn Monaten des laufenden Jahres ergibt sich im Jahresvergleich ein Rückgang um 1,2 Prozent, während die Importe um 3,6 Prozent auf 1,1 Billionen Euro sanken. Dennoch bleibt ein Außenhandelsüberschuss von 13,4 Milliarden Euro bestehen.

Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag prophezeit der deutschen Exportwirtschaft ebenfalls kein baldiges Aufschwung-Szenario. Er spricht offen von einer Strukturkrise, die der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie auf globaler Ebene zusetze. Für das laufende Jahr sei mit keinem Exportwachstum zu rechnen, und auch im nächsten Jahr sei lediglich eine Stagnation wahrscheinlich. Die Bundesbank sieht erst im Verlaufe des nächsten Jahres eine zaghafte Erholung. Die internationale Konkurrenz sowie strukturelle Herausforderungen könnten dazu führen, dass Exporte langsamer wachsen als der globale Markt.

Das aktuelle Minus wird von VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel als erste Warnung vor potenziellen handelspolitischen Auseinandersetzungen mit den USA eingeordnet, auch wenn der Rückgang durch Großaufträge beeinflusst sein könnte. Trotz einer leichten Verbesserung der Stimmung in der Exportindustrie bleibt die Unsicherheit hoch, insbesondere in Bezug auf die zukünftige Handelspolitik der USA. Positiv für die Exporteure könnte jedoch die jüngste Aufwertung des Dollars wirken.

Dennoch machen strukturelle Herausforderungen wie hohe Energiekosten und erhebliche Bürokratie der deutschen Exportnation vermehrt zu schaffen. Besonders betroffen ist laut Ifo-Umfrage weiterhin die Metallindustrie. Die Automobilbranche erwartet ebenfalls sinkende Exporte, während Lebensmittel- und Getränkehersteller mit einem Exportwachstum rechnen.