13. September, 2024

Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft schrumpft erneut: Baukrise und sinkende Investitionen belasten

Deutsche Wirtschaft schrumpft erneut: Baukrise und sinkende Investitionen belasten

Die deutsche Wirtschaftsleistung hat im zweiten Quartal einen leichten Rückgang erfahren, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal, was eine frühere Schätzung vom Juli bestätigt. Im ersten Quartal war das BIP noch um 0,2 % gestiegen. "Nach einem leichten Plus im Vorquartal hat sich die deutsche Wirtschaft im Frühjahr wieder abgeschwächt," erklärte Destatis-Präsidentin Ruth Brand. Die größte Volkswirtschaft Europas kämpft seit Jahren mit einer Krise und schnitt im zweiten Quartal schlechter ab als andere europäische Länder wie Spanien und Frankreich. Das negative Ergebnis birgt das Risiko, dass Deutschland erneut in eine Rezession abrutschen könnte. Die Deutsche Bundesbank erwartet, dass sich die wirtschaftliche Erholung weiter verzögern wird. Zwar rechnet die Zentralbank nicht mit einem anhaltenden Rückgang der Wirtschaftsleistung, wohl aber mit einer längeren Wachstumsflaute. Ein wesentlicher Grund für die Konjunkturschwäche im zweiten Quartal sei ein 4,1%-Rückgang bei den Investitionen in Ausrüstungen, insbesondere Maschinen, Geräte und Fahrzeuge, so die Statistiker. Auch die Bauinvestitionen verzeichneten einen Rückgang von 2 %, während der Außenhandel keine Wachstumsimpulse lieferte: Die Exporte von Waren und Dienstleistungen sanken um 0,2 %.### Defizit sinkt im ersten Halbjahr 2024 Destatis veröffentlichte zudem vorläufige Berechnungen für das erste Halbjahr des Jahres, wonach das nationale Defizit leicht auf 38,1 Milliarden Euro sank. Dies war um 1,3 Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Laut den Statistikern trug das Auslaufen eines Entlastungspakets zur Eindämmung der hohen Energiepreise zur Dämpfung des Anstiegs der Staatsausgaben bei. Das Defizit entspricht nun 1,8 % des BIP im ersten Halbjahr. Der größte Teil des nationalen Defizits entfiel auf den Bund mit 24,6 Milliarden Euro, was eine signifikante Reduktion um 17,9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.### Exporteure berichten von Problemen Eine vom ifo Institut veröffentlichte Umfrage zeigte derweil, dass die deutsche Industrie Schwierigkeiten hat, von dem Wirtschaftswachstum in anderen europäischen Ländern zu profitieren. Die Exporterwartungen sanken von minus 2,2 Punkten im Juli auf minus 4,8 Punkte im August. Besonders die Automobil- und Metallindustrie erwarten rückläufige Auslandsgeschäfte, während die chemische Industrie stabile Exportniveaus prognostiziert.### Konsumentenstimmung sinkt im August Angesichts der schlechten Wirtschaftsaussichten erlebte die Konsumentenstimmung in Deutschland einen deutlichen Dämpfer im August, bedingt durch steigende Arbeitslosigkeit und weitere Insolvenzen, wie aktuelle Daten der Konsumforschungsinstitute GfK und NIM am Dienstag zeigten. Die Erwartungen hinsichtlich Einkommen und Wirtschaftswachstum sowie die Konsumausgaben sanken, während die Sparquoten stiegen. Für September prognostiziert der Konsumklimaindex nun einen Wert von minus 22 Punkten, eine Verschlechterung um 3,4 Punkte. "Offenbar war die Euphorie der deutschen Verbraucher, ausgelöst durch die Europameisterschaft im Fußball, nur ein kurzes Aufflammen und erlahmte nach Ende des Turniers. Zudem machen negative Nachrichten über die Arbeitsplatzsicherheit den Verbrauchern zunehmend zu schaffen, und eine schnelle Erholung der Konsumentenstimmung scheint unwahrscheinlich," erläuterte Rolf Buerkl, Konsumexperte beim NIM.