14. November, 2024

Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft: Rezession statt Renaissance

Deutsche Wirtschaft: Rezession statt Renaissance

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch bekannt als die „Wirtschaftsweisen“, dämpft die Hoffnungen auf einen baldigen Aufschwung der deutschen Wirtschaft. In ihrem aktuellen Jahresgutachten prognostizieren sie für 2025 lediglich ein marginales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent, eine deutliche Korrektur ihrer früheren Vorhersage.

Die Analyse offenbart eine stagnierende Wirtschaftslage in Deutschland, die auf konjunkturelle und strukturelle Ursachen zurückzuführen ist. Produktions- und Wertschöpfungsverluste in der Industrie sowie ein Rückgang der Investitionen prägen das aktuelle wirtschaftliche Umfeld. Auch eine Belebung der Weltwirtschaft zeigt sich nicht als Treiber für deutsche Exporte. Stattdessen bleibt die Sparquote hoch, da das Vertrauen der Verbraucher in den privaten Konsum fehlt.

Einen Lichtblick stellt die Inflation dar, deren Rate 2024 auf durchschnittlich 2,2 Prozent und 2025 auf 2,1 Prozent sinken soll. Im Kontrast hierzu hatte die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für 2023 bereits gesenkt und rechnet mit einem leichten Wirtschaftsabschwung von 0,2 Prozent, während ein Wachstum von 1,1 Prozent für 2024 erwartet wird. Diese Erwartungen stützen sich jedoch auf eine Wachstumsinitiative mit steuerlichen Erleichterungen und Strompreisvergünstigungen, deren Umsetzung aufgrund der politischen Verwerfungen ungewiss bleibt.

Olaf Scholz, der amtierende Bundeskanzler, machte bei der Übergabe des Gutachtens deutlich, dass die Wachstumsinitiative höchste Priorität habe. Allerdings fehlt den regierenden Parteien aktuell die parlamentarische Mehrheit. Auch hinsichtlich der Entlastung der Industrie sind weitere Maßnahmen offen, eine Diskussion über wirtschaftsfreundliche Reformen soll bei einem geplanten Industriegipfel weitergeführt werden.

Einst galt Deutschland als „Wachstumslokomotive“ Europas, doch der Vergleich mit den USA und dem Euro-Raum zeigt die Schwächen der letzten Jahre auf. Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrates, betonte die dringende Notwendigkeit zur Modernisierung der Wirtschaft und der politischen Rahmenbedingungen, um zukünftige Versäumnisse zu vermeiden. Der Sachverständigenrat empfiehlt, vor allem in die Verkehrsinfrastruktur entscheidender zu investieren und schlägt einen speziellen Fonds zur dauerhaft gesicherten Finanzierung vor.