Die jüngsten Zahlen zur deutschen Wirtschaft zeugen von einer zögerlichen Mini-Erholung. Nach einem mageren Wachstum von 0,1 Prozent im dritten Quartal droht Deutschland laut Expertenprognosen dennoch eine Winterrezession. Die Konjunkturaussichten sind im Zuge von Donald Trumps Wahlerfolg in den USA und dem Aus der Ampel-Koalition deutlich getrübt. Insbesondere strukturelle Probleme bleiben ungelöst, so Andreas Scheuerle von der Dekabank, der eine dringend nötige Reformpolitik einfordert. Carsten Brzeski von ING Deutschland warnt vor einer nahenden Rezession.
Nach einem Rückgang im zweiten Quartal konnte die deutsche Wirtschaft knapp der „technischen Rezession“ entgehen, war jedoch im internationalen Vergleich schwach. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung betont, dass das leichte Plus im Sommerquartal keine Trendwende signalisiert. Die KfW prognostiziert für 2024 ein Schrumpfen der Wirtschaft sowie eine verminderte Wachstumsrate von 0,5 Prozent für 2025.
Während steigende Löhne den Konsumenten etwas mehr Kaufkraft geben, leiden Exporte und Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge unter schwächelnder Nachfrage. Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer angespannten Lage, belastet von hohen Energiepreisen und wachsender Bürokratie. Besonders Schlüsselindustrien wie Chemie und Automobilbau stehen unter Druck.
Trumps Pläne zur Erhöhung der Importzölle von Europa könnten der exportstarken deutschen Wirtschaft zusätzlich schaden. Ökonomen fürchten Handelskonflikte mit einem potenziellen Verlust von einem Prozent der Wirtschaftsleistung, wie Bundesbank-Präsident Joachim Nagel betont. Reformen werden als dringend notwendig erachtet, um den drohenden Herausforderungen durch die internationale Konkurrenz sowie die US-Industriepolitik zu begegnen.
Die Bundesregierung rechnet mit einem leichten Schrumpfen der Wirtschaft im kommenden Jahr, während für 2025 lediglich ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet wird. Angesichts der unsicheren Entwicklung setzen Experten ihre Hoffnung auf die Fähigkeit der neuen Regierung, frühzeitig tragfähige Reformen auf den Weg zu bringen.