28. Oktober, 2024

Politik

Deutsche Waffen für Indien – Scholz will Rüstungsdeal

Deutschland drängt auf eine militärische Partnerschaft mit Indien, um sich am milliardenschweren Aufrüstungsplan zu beteiligen. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Deutsche Waffen für Indien – Scholz will Rüstungsdeal
Im Wettstreit um den milliardenschweren U-Boot-Auftrag für die indische Marine hofft Deutschland auf einen Zuschlag für Thyssen-Krupp. Doch Spanien und andere Konkurrenten stehen bereit.

Am Hafen des indischen Goa ist die „Baden-Württemberg“ der deutschen Marine mit Fanfaren und Trommeln empfangen worden – ein Empfang, der den politischen Kurs unterstreicht: Bundeskanzler Olaf Scholz will Indien als wichtigen Partner gewinnen und deutsche Waffenlieferungen ausweiten.

Gemeinsam mit dem Marineschiff „Frankfurt am Main“ demonstriert der Besuch den Anspruch Deutschlands, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch an Bedeutung im Indo-Pazifik zuzulegen.

Ein lukrativer Rüstungsmarkt – und das Ziel U-Boot-Auftrag

Indien hat Großes vor: In den kommenden zehn Jahren will das Land 200 Milliarden Dollar für die Modernisierung seines Militärs aufbringen.

Deutsche Rüstungsunternehmen hoffen, Teil dieser Pläne zu werden. Besonders im Fokus steht ein milliardenschwerer U-Boot-Auftrag, für den Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) gemeinsam mit der indischen Werft Mazagon Dock Shipbuilders ein starkes Angebot vorgelegt hat. Doch die Konkurrenz, darunter Spanien, ist ebenfalls im Rennen.

Dass es in der Region brisant zugeht, zeigt sich nicht nur am wachsenden Bedarf Indiens. Die Spannungen mit den Nachbarländern Pakistan und China haben das Land in eine sicherheitspolitisch brisante Lage versetzt – und die Abhängigkeit von russischen Waffen hat der indischen Regierung wenig Spielraum gelassen.

Für Deutschland könnte der Deal mit Indien daher auch eine strategische Chance sein, Russlands Einfluss in der Region zu mindern.

Deutschland und Spanien buhlen um Indiens Gunst in Rüstungsfragen. Beide Länder setzen auf enge Zusammenarbeit und Produktionsabkommen, um langfristig den indischen Markt zu sichern.

Politische Symbolik im Indischen Ozean

Indiens geografische Lage und seine Machtstellung machen das Land zum Schlüsselfaktor für Stabilität im Indischen Ozean. Genau hier will Deutschland seine Präsenz ausbauen, wie Scholz in seiner Ansprache betonte:

„Deutschland setzt sich für eine regelbasierte Ordnung im Indo-Pazifik ein.“

Diese Ordnung ist insbesondere durch das zunehmende militärische Streben Chinas in Gefahr. Die gemeinsamen Militärübungen mit Indien senden daher ein deutliches Signal an Peking, dass Deutschland zusammen mit Verbündeten bereit ist, Chinas Einfluss in der Region entgegenzutreten.

Deutschland als verlässlicher Rüstungspartner?

Doch der Weg zur Rüstungskooperation ist steinig. Deutschland ist in den letzten Jahren auf dem indischen Rüstungsmarkt kaum präsent gewesen – lediglich 1,7 Prozent der Waffenimporte Indiens stammten in den vergangenen fünf Jahren aus Deutschland.

Russland, Indiens langjähriger Lieferant, dominiert den Markt mit 20-fachem Volumen. Nun will Berlin das Blatt wenden und setzt auf Waffenlieferungen und sicherheitspolitische Zusammenarbeit.

Indiens geplanter 200-Milliarden-Dollar-Aufrüstungsplan könnte Deutschlands Exportwirtschaft beleben – und zugleich die Abhängigkeit Indiens von Russland mindern.

Vizekanzler Robert Habeck betonte während der Reise, dass Indien Partner brauche, um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren. „Wer Indiens Verteidigungsfähigkeit stärken will, muss Alternativen bieten,“ so Habeck. Die Botschaft ist klar: Deutschland will Indien als Rüstungspartner unterstützen und dadurch auch seinen eigenen Einfluss im asiatischen Raum sichern.

Konkurrenz aus Spanien – Ein zäher Kampf um Milliarden

Nicht nur Deutschland, sondern auch andere Nationen haben ein Auge auf Indiens Großaufträge geworfen. Kurz nach Scholz’ Besuch in Goa wird Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez erwartet, um sich ebenfalls für das spanische Angebot zu den U-Booten und weiteren Rüstungsgeschäften starkzumachen.

Während Deutschland auf die Zusammenarbeit mit TKMS setzt, plant Spanien mit Airbus und anderen Unternehmen, seine Produkte für den indischen Markt attraktiver zu machen.

Indien bleibt für Rüstungsexporteure ein hochlukrativer, aber auch wettbewerbsintensiver Markt. Die indische Regierung hat zudem deutlich gemacht, dass sie langfristige Partnerschaften und möglichst viel inländische Produktion sehen will.

Im Klartext heißt das: Nur wer bereit ist, Teile der Produktion in Indien anzusiedeln, hat eine realistische Chance auf die lukrativen Verträge.