15. September, 2024

Wirtschaft

Deutsche Schuhbranche in Bedrängnis: Asiatische Billiganbieter und sinkende Umsätze setzen Händler unter Druck

Deutsche Schuhbranche in Bedrängnis: Asiatische Billiganbieter und sinkende Umsätze setzen Händler unter Druck

Die Situation für deutsche Schuhhändler und -hersteller wird zunehmend schwieriger. Asiatische Shopping-Portale wie Temu und Shein überschwemmen den Markt mit preiswerter, qualitativ oft minderwertiger Ware, die teils gesundheitlich bedenklich ist. „Temu und Shein überfluten Deutschland mit Billigschuhware von zumeist schlechter Qualität, teilweise sind die Waren auch gesundheitsschädlich“, betonte Rolf Pangels, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), anlässlich der Messe „Shoes“ in Düsseldorf. Der Verband fordert wirksame Kontrollen und fairen Wettbewerb, um Insolvenzen im Schuhhandel zu verhindern.

Die Lage im Schuhhandel ist alarmierend: In der ersten Jahreshälfte 2023 haben rund 800 Geschäfte geschlossen, darunter auch Filialen von Reno und Görtz, die im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet hatten. Der Rückgang betrifft nicht nur insolvente Unternehmen, sondern auch viele, die keine Nachfolger finden können. Trotz gestiegener Preise verzeichnete der Handel zwei Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr; preisbereinigt ist das Minus noch größer. Besonders das schlechte Wetter im Mai und Juni führte zu einem schmerzhaften zweistelligen Umsatzeinbruch.

Auch die steigenden Kosten für Einkauf, Personal und Energie sowie der Attraktivitätsverlust der Innenstädte belasten die Branche. Die Aussichten sind düster: Mehr als die Hälfte der Händler erwartet für das kommende Jahr weniger Umsatz, nur 30 Prozent rechnen mit einem Plus. Lediglich 16 Prozent der Händler bewerten ihre Geschäftslage aktuell als gut, während 41 Prozent diese als schlecht einstufen.

Die deutsche Schuhindustrie ist ebenfalls betroffen und verzeichnete im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang von knapp 1,2 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Besonders dramatisch ist der Einbruch im Auslandsgeschäft mit einem Minus von 11 Prozent. Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L), kritisiert die mangelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und fordert ebenfalls strengere Regulierungen für Plattformen wie Temu und Shein, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeitsstandards.

Interessanterweise erfreuen sich diese Online-Händler in Deutschland großer Beliebtheit. Verbraucher erwarben im Jahr 2023 rund eine Milliarde Modeartikel und Schuhe über Plattformen wie Shein und Temu, schätzt der BTE. KiK-Chef Patrick Zahn warf den Anbietern vor, schadstoffbelastete und durch Kinderarbeit hergestellte Ware zu vertreiben. Die betroffenen Unternehmen wiesen die Vorwürfe zurück und verwiesen auf strenge Kontrollen und Sicherheitsstandards. Shein berichtete, man habe zwei Fälle von Kinderarbeit in der Lieferkette aufgeklärt und verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderarbeit.