24. September, 2024

Wirtschaft

Deutsche Regierung gegen UniCredit-Übernahme von Commerzbank: Spannungen eskalieren

Deutsche Regierung gegen UniCredit-Übernahme von Commerzbank: Spannungen eskalieren

Die Spannungen zwischen der deutschen Regierung und dem italienischen Bankkonzern UniCredit sind am Montag offen zu Tage getreten, als die Bundesregierung ihre Ablehnung einer Übernahme der Commerzbank deutlich machte, während UniCredit weiterhin daran arbeitet, seinen Anteil zu erhöhen.

Der Bundeskanzler Olaf Scholz betonte in New York die klare Position der Regierung: „Feindliche Übernahmen sind keine gute Sache für Banken, weshalb die deutsche Regierung deutlich gemacht hat, dass wir dies nicht als einen angemessenen Kurs betrachten.“

Nur wenige Stunden zuvor hatte UniCredit bekanntgegeben, über Derivate die Möglichkeit zu haben, seinen Anteil an der Commerzbank von neun auf rund 21 Prozent zu erhöhen und sich damit als größter Aktionär vor die deutsche Regierung zu positionieren. Diese Schritte haben zu wachsender Verärgerung in der Bundesregierung geführt. Berlin hatte ursprünglich geplant, seinen Anteil an der Commerzbank am Markt zu verkaufen, doch dieser Plan wurde am Freitag auf Eis gelegt, nachdem einige Beamte von der Vorgehensweise von UniCredit-CEO Andrea Orcel überrascht wurden.

Orcel nahm diese Entwicklung als Anlass für einen weiteren Schritt am Montag, indem UniCredit erneut ankündigte, seinen Anteil mithilfe von Derivaten mehr als zu verdoppeln. Diese Methode hatte UniCredit schon zuvor eingesetzt, um Investoren und Stakeholder nicht vorzeitig zu alarmieren, bevor der große Anteilserwerb am 10. September bekanntgegeben wurde.

Scholz kritisierte das Vorgehen scharf: „Ohne jegliche Kooperation, ohne Konsultation und Rückmeldung werden mit unfreundlichen Methoden aggressiv Firmenanteile erworben.“ Die Commerzbank sei eine wirtschaftlich erfolgreiche Bank, die eine wichtige Rolle dabei spiele, die nötige Finanzierung für die deutsche Industrie sowie kleine und mittlere Unternehmen sicherzustellen – und das erfolgreich als unabhängige Einheit.

Die Aktien der Commerzbank fielen um 5,90 % in Frankfurt, während UniCredit in Mailand um 3,2 % nachgab. Seit der ersten Bekanntgabe des Anteilszuwachses von UniCredit vor fast zwei Wochen ist die Commerzbank-Aktie dennoch um etwa 17 % gestiegen, während das italienische Pendant einen Gewinn von rund 2 % verzeichnete.

Die seltenen öffentlichen Äußerungen von Scholz verdeutlichen, wie sehr sich die Spannungen zwischen Orcel, einem der erfolgreichsten Dealmaker Europas, und der deutschen Regierung unter Scholz zugespitzt haben. Kritiker, wie der Oppositionsführer Friedrich Merz, werfen der Regierung vor, die Kontrolle über die Transaktion verloren zu haben.

Der Konflikt begann Anfang September, als Deutschland ankündigte, etwa 4,5 % der Commerzbank verkaufen zu wollen – ein Schritt zurück zur vollständigen Privatisierung. UniCredit sicherte sich das gesamte Paket durch höhere Gebote und gab später bekannt, dass es zuvor bereits Aktien der Commerzbank im Markt erworben hatte. Dies verärgerte deutsche Regierungsvertreter, die das Vorgehen als undurchsichtig bezeichneten.

Das Management der Commerzbank hält derzeit eine Strategiesitzung in den Taunus-Bergen bei Frankfurt ab. Dort soll die Vision des Vorstands dem Aufsichtsrat präsentiert werden, jedoch wird erwartet, dass das Vorgehen von UniCredit Gesprächsthema sein wird.

„Wir sind erstaunt und wütend über Orcels Verhalten," sagte Uwe Tschaege, Vorsitzender des Betriebsrats und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. Orcel hat wiederholt betont, dass er offen für verschiedene Möglichkeiten bezüglich des UniCredit-Anteils ist, und dass zumindest einige in Berlin über die Absichten seiner Bank informiert waren, betont aber, dass er nicht an einer feindlichen Übernahme interessiert sei.

In seiner Stellungnahme am Montag verwies UniCredit auf einen kürzlich von Mario Draghi vorgestellten Bericht zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit, der die Notwendigkeit einer Banken-Konsolidierung unterstreiche. „UniCredit ist der Ansicht, dass erhebliche Werte in der Commerzbank freigesetzt werden können, sei es alleinstehend oder innerhalb von UniCredit, zum Vorteil Deutschlands und der breiten Stakeholder-Basis der Bank.“