16. September, 2024

Wirtschaft

Deutsche Industrieproduktion im Juli weiter schwach – Exporte als Lichtblick

Deutsche Industrieproduktion im Juli weiter schwach – Exporte als Lichtblick

Die deutsche Industrie kommt auch im Juli nicht aus der Flaute. Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen einen deutlichen Rückgang der Industrieproduktion um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Jahresvergleich liegt der Rückgang sogar bei 5,3 Prozent. Auf der positiven Seite zeigt sich hingegen der Export: Mit einem kalender- und saisonbereinigten Wert von 130 Milliarden Euro lagen die Exporte um 1,7 Prozent über dem Vormonat Juni.

Die Erwartungen hinsichtlich der deutschen Wirtschaft entwickeln sich zunehmend pessimistisch. Robin Winkler, Volkswirt der Deutschen Bank, prognostiziert eine Stagnation für dieses Jahr. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat daher seine Wachstumsprognose revidiert und geht nun von null Prozent Wachstum aus. Die Hoffnung auf eine Erholung durch die Industrie hat sich nicht bestätigt, erklärte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik.

Bereits im zweiten Quartal war die deutsche Wirtschaft leicht um 0,1 Prozent geschrumpft, womit eine Rezession immer wahrscheinlicher wird. Dies bestätigen auch die Prognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute: Das Münchner Ifo-Institut, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) sehen ebenfalls kaum Wachstumspotenzial für das laufende Jahr.

Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die schwache Entwicklung in der Autoindustrie, die im Juli einen Rückgang von 8,1 Prozent verzeichnete. Dies belastet die Gesamtproduktion erheblich. Trotz gestiegener Aufträge bleibt die Lage angespannt, da diese teils auf einzelne Großbestellungen zurückzuführen sind.

Die deutschen Exporteure konnten im Juli zwar insgesamt mehr Waren ins Ausland liefern, doch speziell die Exporte nach China und in die USA – bedeutende Märkte für die Autoindustrie – gingen zurück. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sieht daher für die Industrieproduktion im Jahr 2023 wenig Spielraum für Wachstum.

Auch der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) betont, dass die Exporte in Nicht-EU-Staaten zum dritten Mal in Folge zurückgegangen sind. Der Verband fordert die Regierung zur zügigen Verhandlung neuer Freihandelsabkommen auf, um das deutsche Wirtschaftsmodell zu stärken.

Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen Institut IMK sieht Hoffnung im kommenden Jahr dank der Europäischen Zentralbank. Er erwartet, dass sinkende Leitzinsen und steigende Löhne den Konsum und somit die wirtschaftliche Aktivität ankurbeln könnten. Dennoch bleibt die Unsicherheit über die Finanzpolitik der Bundesregierung ein Hemmschuh für eine schnelle Erholung.