Die deutsche Industrie hat sich im November erneut schwach entwickelt und verzeichnete bereits den sechsten Monat in Folge einen Rückgang der Gesamtproduktion um 0,7 Prozent. Analysten zeigten sich von dem erneuten Rückschlag überrascht, da sie im Schnitt mit einem Anstieg der Produktion um 0,3 Prozent gerechnet hatten. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Schlussquartal weiter schrumpfen wird, was die Voraussetzung für eine technische Rezession wäre.
Laut dem Bundeswirtschaftsministerium waren vor allem die Industrie und das Baugewerbe für den Produktionsrückgang im November verantwortlich. Der Energiesektor hingegen verzeichnete erneut deutliche Zuwächse. Innerhalb der Industrie haben insbesondere die Bereiche Kfz und Kfz-Teile sowie elektrische Ausrüstungen weniger produziert. Hingegen gab es Zuwächse im Bereich Maschinenbau und bei den energieintensiven Industriezweigen.
Die Industrieproduktion im November lag 1,9 Prozent unter dem durchschnittlichen Niveau des dritten Quartals, was darauf hindeutet, dass für das vierte Quartal insgesamt erneut ein spürbares Minus zu erwarten ist. Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet keine schnelle Trendwende der Industriekonjunktur, da die aktuellen Frühindikatoren wie Auftragseingänge und Geschäftsklima keine Verbesserung anzeigen. Allerdings könnte es im weiteren Jahresverlauf zumindest eine Erholung der Industrieproduktion geben, da eine binnenwirtschaftliche Belebung und wieder anziehende Exporte erwartet werden.
Experten sind angesichts der aktuellen Zahlen ernüchtert. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, resümierte: 'Die deutsche Industrieproduktion ist im Sinkflug.' Die Unternehmen reagieren zunehmend auf die sinkenden Auftragsbestände, und zusammen mit den fallenden Einzelhandelsumsätzen deutet vieles auf eine erneute Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im vierten Quartal hin. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank betonte zudem, dass auch die Einzelhandelsumsätze im November ein empfindliches Minus verzeichneten. Wenn sowohl die Industrie als auch der Konsument nichts zum Wachstum beitragen, könnte es für die Volkswirtschaft eng werden. Die Kombination aus hoher Inflation, hohen Zinsen und einer schwachen Weltwirtschaft könnte schlussendlich in einer Rezession münden.