Der erhoffte Aufschwung bleibt aus. Die deutschen Industriebetriebe haben im Januar 2025 einen Auftragseinbruch von 7 % hinnehmen müssen – der stärkste Rückgang seit einem Jahr. Besonders alarmierend: Die Prognosen der Ökonomen wurden weit verfehlt, die nur mit einem Minus von 2,8 % gerechnet hatten.

Während einige Experten auf statistische Verzerrungen durch Großaufträge verweisen, zeichnet sich eine tiefere strukturelle Schwäche ab. Unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, globale Handelsrisiken und eine schwächelnde Investitionsbereitschaft belasten die Unternehmen. Die deutsche Industrie steht vor einem schwierigen Jahr.
Schwäche auf breiter Front – vor allem die Inlandsnachfrage bricht ein
Ein Blick auf die Details zeigt, dass die Probleme nicht nur durch Großaufträge verursacht werden:
- Die Inlandsnachfrage sank um dramatische 13,2 %. Im Dezember gab es hier noch einen Anstieg von 14 %.
- Die Bestellungen aus dem Ausland fielen um 2,3 %. Besonders außerhalb der Eurozone schwächelt die Nachfrage.
- Ohne Großaufträge betrug das Minus immerhin noch 2,7 %.
Für die Bundesregierung ist das ein klares Alarmsignal. Das Bundeswirtschaftsministerium räumt ein, dass sich in der Industrie weiterhin keine nachhaltige Erholung abzeichnet.
Ökonomen warnen: Zölle und Investitionsstau drohen die Lage zu verschärfen
„Der Auftragsrückgang enttäuscht trotz des starken Vormonats“, sagt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Seine Prognose für die kommenden Monate ist düster: „Höhere US-Zölle werden noch belasten, Lieferketten müssen sich neu sortieren. Bis zur ‚Merz-Bazooka‘ muss die Industrie durchhalten.“
Auch Sebastian Dullien vom IMK-Institut sieht große Risiken für die exportabhängige deutsche Wirtschaft. Sollten die USA unter Donald Trump neue Strafzölle in Höhe von 25 % auf europäische Exporte erheben, droht ein erheblicher Einbruch der deutschen Exportaufträge.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die deutsche Innenpolitik. Die angekündigten Investitionsprogramme – etwa für Infrastruktur und Verteidigung – könnten zwar langfristig Impulse setzen, werden aber frühestens 2026 eine spürbare Wirkung entfalten.
Industrie ohne Rückenwind – wo bleibt der Wachstumsschub?
Die Hoffnung vieler Unternehmen, dass Zinssenkungen oder eine wirtschaftliche Belebung ausreichen würden, um das Wachstum wieder anzukurbeln, scheint sich nicht zu erfüllen.
- Die europäische Wirtschaft wächst nur schleppend.
- China, lange ein wichtiger Absatzmarkt, kämpft mit eigenen Problemen.
- Die Energiekosten bleiben in Deutschland hoch.
Jens-Oliver Niklasch von der LBBW bringt es auf den Punkt: „Man muss die Zahlen schon ganz schön quälen, um ihnen noch etwas Positives abzugewinnen.“