08. September, 2024

Wirtschaft

Deutsche Industrie am Abgrund: DGB-Chefin warnt vor ungewisser Zukunft

Inflation, Energiekrise, fehlende Investitionen: Die Lage sei für Industrie und Arbeitnehmer ‚alles andere als entspannt‘“, sagt DGB-Chefin Yasmin Fahimi. Sie bekräftigt ihre Forderung, die Schuldenbremse zu reformieren

Deutsche Industrie am Abgrund: DGB-Chefin warnt vor ungewisser Zukunft
Yasmin Fahimi, DGB-Chefin, warnt vor düsteren Zeiten: Deutsche Industrie in der Krise. Die Forderung nach Reformen und Milliardeninvestitionen wird lauter.

Die deutsche Industrie steht vor unruhigen Zeiten, so warnt Yasmin Fahimi, die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).

„Wir sind immer noch in einer Krise“, sagte Fahimi in Berlin und warf einen kritischen Blick auf die Herausforderungen, denen die Wirtschaft gegenübersteht.

Arbeitsplatzängste und reale Einkommensverluste

Die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt hat sich verschärft, insbesondere für diejenigen ohne den Schutz eines Tarifvertrags.

„Viele fürchten außerdem, dass ihr Arbeitsplatz nicht mehr sicher ist“, betont Fahimi.

Reale Einkommensverluste sind zur bitteren Realität geworden, und diejenigen, die nicht von Tarifverträgen profitieren, leiden besonders stark unter den wirtschaftlichen Turbulenzen.

Energieintensive Industrien besonders betroffen

Besonders betroffen von der anhaltenden Krise sind die energieintensiven Industrien, angefangen von der chemischen Industrie bis zu Aluminium, Eisen, Kupfer, Stahl, Zement, Papier und Glas.

Fahimi hebt hervor, dass sich bisher keine Anzeichen dafür abzeichnen, dass sich die Situation für diese Sektoren im Jahr 2024 verbessern wird.

Standort Deutschland verliert an Attraktivität

Doch nicht nur energieintensive Branchen sehen düsteren Zeiten entgegen. Fahimi warnt, dass auch Unternehmen, die nicht so stark von den Energiepreisen abhängig sind, den Standort Deutschland zunehmend als unattraktiv betrachten.

Gründe hierfür sind nicht nur die steigenden Energiekosten, sondern auch der Mangel an Fachkräften, unzureichende Digitalisierung und Zweifel an der erfolgreichen Umsetzung der Energiewende.

Reform der Schuldenbremse gefordert

Die Kritik von Yasmin Fahimi erstreckt sich auch auf politische Entscheidungen. Sie bemängelt, dass die staatliche Gas- und Strompreisbremse bereits Ende des Jahres ausläuft und nicht wie geplant erst Ende März.

„Es ist bedauerlich, dass sich die Regierung nicht auf eine Verlängerung der Strompreisbremse verständigt hat“, so Fahimi.

Sie fordert daher nicht nur eine Reform der Schuldenbremse, sondern auch einen Sonderfonds für Investitionen in die soziale Infrastruktur.

Milliardeninvestitionen für eine nachhaltige Zukunft

Angesichts des Sparkurses der Regierung ermahnt Fahimi dazu, nicht auf Milliardeninvestitionen zu verzichten. Die soziale Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, das Pflege- und Gesundheitssystem sowie die Verkehrswege dürfen nicht vernachlässigt werden.

Gleichzeitig betont sie die Notwendigkeit, Wirtschaft und Gesellschaft klimaneutral umzugestalten, was den Ausbau von Stromleitungen, Wasserstoffnetzwerken und neuen Gaskraftwerken als Reserve einschließt.

Forderung nach einem klaren Kurs für die Zukunft

Yasmin Fahimi schließt das Interview mit einem klaren Appell für einen klaren Kurs in die Zukunft.

„Wir müssen die Zweifel ausräumen, ob uns die Transformation im Energiebereich gelingt“, sagt sie. „Dazu gehört auch eine umfassende Investition in ein attraktives System öffentlicher Mobilität, das auch ländliche Räume sinnvoll anbindet.“

Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf diese dringenden Appelle reagieren wird und inwiefern sich die Lage für die deutsche Industrie in den kommenden Monaten entwickeln wird.