Die deutsche Exportwirtschaft steht weiter unter Druck. Während die weltweiten Handelskonflikte, insbesondere mit China und den USA, zunehmen, rutschten die deutschen Exporte im Januar erneut ins Minus.
Der Rückgang um 2,5 Prozent gegenüber Dezember ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Nachfrage nach „Made in Germany“ schwächelt. Experten des ifo-Instituts beklagen eine „fehlende Aufbruchstimmung“ in der Wirtschaft.

Doch es gibt auch Lichtblicke: Die Industrieproduktion legte überraschend um 2,0 Prozent zu – deutlich mehr als von Analysten erwartet. Vor allem die Automobilbranche, traditionell ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft, trieb das Wachstum mit einem Anstieg von 6,4 Prozent an. Ist das der ersehnte Wendepunkt oder lediglich eine kurzfristige Erholung?
Exporte im Sinkflug – China und USA als Bremsklötze
Noch vor wenigen Jahren galten deutsche Exporte als unerschütterliche Säule der Wirtschaft. Doch seit 2023 zeigt sich ein anderes Bild: Die Handelskonflikte mit den USA nehmen zu, China setzt auf aggressive Subventionspolitik, und geopolitische Unsicherheiten lassen die Nachfrage sinken.
Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes sprechen eine deutliche Sprache:
- Gesamtwert der Exporte im Januar: 129,2 Milliarden Euro
- Rückgang gegenüber Dezember: –2,5 Prozent
- Rückgang gegenüber Januar 2024: –0,1 Prozent
Besonders besorgniserregend: Das gesamte Jahr 2024 schloss mit einem Exportminus von 1,2 Prozent ab. Zwar klingt diese Zahl auf den ersten Blick überschaubar, doch die strukturellen Probleme in der Exportwirtschaft sind gravierend. „Der Exportwirtschaft fehlt es an Dynamik“, fasst Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut zusammen.
Die größten Herausforderungen für deutsche Exporteure:
- China subventioniert eigene Hersteller massiv
Chinesische Unternehmen, insbesondere in der Automobil- und Maschinenbauindustrie, profitieren von großzügigen staatlichen Förderungen. Das macht es deutschen Unternehmen zunehmend schwer, international wettbewerbsfähig zu bleiben. - Handelskonflikte mit den USA eskalieren
Die von der Biden-Regierung angestoßenen „Buy American“-Programme sowie der anhaltende Zollstreit mit der EU bremsen den Export deutscher Produkte in den US-Markt. Auch unter Präsident Trump gibt es keine Anzeichen für eine Entspannung der Handelsbeziehungen. - Weltwirtschaft kühlt sich ab
Der globale Konjunkturabschwung wirkt sich ebenfalls negativ auf die deutsche Exportbilanz aus. Länder, die früher verlässliche Abnehmer waren, importieren heute weniger – ein Trend, der sich 2025 fortsetzen könnte.
Industrieproduktion als Hoffnungsschimmer
Während der Exportsektor leidet, zeigt die Industrieproduktion eine überraschend positive Entwicklung. Laut Destatis legte die Produktion des verarbeitenden Gewerbes im Januar um 2,0 Prozent zu – und übertraf damit die Erwartungen der Analysten deutlich.
Besonders hervorzuheben:
- Automobilindustrie: +6,4 Prozent
- Nahrungsmittelproduktion: leichtes Plus
- Metallerzeugung: Rückgang belastet Gesamtentwicklung
Die Automobilbranche erweist sich einmal mehr als Konjunkturmotor. Nach Monaten der Krise scheint sich die Nachfrage nach deutschen Autos langsam zu stabilisieren. Doch hier droht bereits das nächste Problem: Elektromobilität und steigende Energiepreise setzen viele Hersteller unter Druck.
Ist das die Wende oder nur ein kurzer Höhenflug?
Die Zahlen zur Industrieproduktion geben Anlass zur Hoffnung, doch die strukturellen Probleme bleiben. Experten warnen davor, die positiven Daten überzubewerten. „Es könnte sich um eine vorübergehende Erholung handeln, die noch nicht die grundlegenden Herausforderungen adressiert“, so Wohlrabe.
Die Politik steht nun vor der Herausforderung, neue Wachstumsimpulse zu setzen. Unternehmen fordern weniger Bürokratie, stärkere Innovationsförderung und bessere Handelsabkommen mit wichtigen Exportmärkten. Ohne einen klaren wirtschaftspolitischen Kurs droht der deutsche Exportsektor weiter an Bedeutung zu verlieren.
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