24. November, 2024

Wirtschaft

Deutsche Exporte brechen ein – doch USA bleibt starker Partner

Die deutschen Exporte sind im September insgesamt gesunken, nur die Nachfrage aus den USA bleibt ein Lichtblick. Trumps Wahlsieg und seine Zollpläne könnten das jedoch bald gefährden.

Deutsche Exporte brechen ein – doch USA bleibt starker Partner
Trotz insgesamt rückläufiger Exporte sind die USA für Deutschland ein stabiler Abnehmer. Doch Trumps angekündigte Strafzölle könnten diesen wichtigen Markt gefährden und die deutsche Exportwirtschaft zusätzlich belasten.

Rückläufige Exporte trotz US-Nachfrage

Die deutschen Exporteure hatten im September einen holprigen Monat: Insgesamt gingen die Ausfuhren um 1,7 Prozent zurück und lagen mit 128,2 Milliarden Euro deutlich unter den Erwartungen der Analysten.

Exporte im September 2024: -1,7 % zum August 2024
Im September 2024 sind die deutschen Exporte gegenüber August 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,7 % gesunken und die Importe um 2,1 % gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat September 2023 um 0,2 %, die Importe stiegen um 1,3 %.

Während die Ausfuhren in die EU um 1,8 Prozent fielen und das Geschäft mit China um 3,7 Prozent zurückging, zeigt sich ausgerechnet die USA als stabiler Handelspartner. In die Vereinigten Staaten exportierten deutsche Unternehmen 4,8 Prozent mehr als im Vormonat, was das Volumen der Exporte auf 14,2 Milliarden Euro hob.

Doch die positive Entwicklung könnte ein vorübergehender Aufschwung sein. Der Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen bringt erneut die Drohung von Strafzöllen ins Spiel. Ein Szenario, das die Aussichten für die deutschen Exporteure auf wackeligen Boden stellt.

„Die deutschen Unternehmen spüren die Schwäche der Exportmärkte weltweit, doch das Risiko von Handelsbarrieren in den USA ist für sie ein herber Schlag,“ erklärt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Inflation Reduction Act – Förderung mit Schattenseiten?

Trotz der protektionistischen Tendenzen war die USA zuletzt ein starker Partner für deutsche Exporte. Der Inflation Reduction Act (IRA), ein umfangreiches Investitionspaket der US-Regierung, fördert gezielt saubere Energien und Technologien, was auch deutsche Unternehmen im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik profitieren ließ.

Während die Exporte nach China um 3,7 Prozent zurückgingen, legten die Lieferungen in die USA um 4,8 Prozent zu. Der Inflation Reduction Act hat Nachfrage für deutsche Maschinenbauer und Technologiekonzerne beflügelt – vorerst.

Die USA haben den deutschen Exporteuren somit sogar in schwierigen Zeiten Rückenwind gegeben. Doch wie lang dieser Rückenwind anhält, ist fraglich.

Mit neuen Zöllen droht Trump, die Märkte wieder zu polarisieren. Auch eine Beschränkung der Investitionsanreize auf rein amerikanische Unternehmen könnte deutsche Exporteure unter Druck setzen und den Wettbewerb verschärfen. Dabei sind die USA nicht nur ein zentraler Handelspartner, sondern einer der wenigen Märkte, die den deutschen Exportunternehmen Stabilität bieten.

China-Geschäft schwächelt weiter

Das China-Geschäft, einst ein Wachstumsmotor für deutsche Exporteure, zeigt ebenfalls Schwächen. Die Exporte nach China gingen im September um 3,7 Prozent zurück und trugen damit wesentlich zum allgemeinen Exportminus bei.

Die Ursachen sind vielfältig: Die chinesische Wirtschaft kühlt ab, und die anhaltenden geopolitischen Spannungen dämpfen die Handelsbeziehungen. Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft bedeutet das eine zusätzliche Belastung – besonders, wenn die politischen Unsicherheiten in den USA hinzukommen.

„Die Zeiten, in denen China der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Waren war, sind vorüber“, so Ifo-Forscher Wohlrabe. „Die Exporterwartungen der deutschen Industrie sind so niedrig wie seit fünf Monaten nicht mehr.“ Für deutsche Unternehmen bedeutet das, dass eine Rückkehr zu stabilen Wachstumszahlen in weiter Ferne liegt.

Trumps Zollpläne – Gefahr für „Made in Germany“

Der Sieg von Donald Trump bringt für die deutschen Exporteure jedoch ein weiteres Risiko mit sich. Trump hat wiederholt angekündigt, Zölle auf Importe aus der EU zu erheben, die zehn bis 20 Prozent betragen könnten.

Dies würde insbesondere die deutschen Hersteller treffen, die über zehn Prozent ihrer Waren in die USA exportieren und stark von diesem Markt abhängen. Trumps harte Zollpolitik könnte die Exporteure in den kommenden Monaten vor ernsthafte Herausforderungen stellen.


Lesen Sie auch:

Chinesische IPO-Welle 2025? Analystin sieht Boom für New York und Hongkong
Nach regulatorischen Hürden drängen chinesische Unternehmen wieder auf die internationalen Börsen – mit einem starken Fokus auf Hongkong und die USA. Analysten erwarten, dass 2025 das IPO-Jahr für China wird.

Falls die Zollpläne tatsächlich Realität werden, dürfte sich die Krise der deutschen Exporte noch weiter verschärfen. Die USA sind derzeit der größte Abnehmer deutscher Waren – ein Markt, der angesichts schwächelnder Exporte in die EU und nach China überlebenswichtig ist.

Für die deutschen Unternehmen könnte das eine Anpassung ihrer Strategien und eine Neuausrichtung ihrer Absatzmärkte erforderlich machen.

Eine Zukunft zwischen Chancen und Risiken

Die deutschen Exporteure befinden sich in einer kritischen Lage. Während der Exportmarkt USA derzeit noch stabil bleibt, könnten Trumps drohende Strafzölle die Situation kippen. Auch die wirtschaftliche Abkühlung in China sowie die schwache Nachfrage in der EU belasten die Branche. Die nächsten Monate werden zeigen, wie die deutsche Exportwirtschaft auf diese Herausforderungen reagiert und ob sie sich trotz globaler Unsicherheiten behaupten kann.