Der deutsche Aktienmarkt zeigt sich am Tag der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) von seiner resilienten Seite. Der Dax, das deutsche Börsenbarometer, konnte seine Talfahrt stoppen und legte um beachtliche 1,34 Prozent auf 18.575,21 Punkte zu. Damit widersetzt er sich erfolgreich dem Abwärtstrend, der seit dem Rekordhoch Anfang des Monats herrschte. Der MDax, der Index der mittelgroßen Werte, schloss ebenfalls im Plus und gewann 1,15 Prozent auf 25.394,97 Punkte. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 konnte um 1,46 Prozent zulegen.
Im Vorfeld der Zinsentscheidung der EZB sagten Volkswirte nahezu einheitlich eine erneute Lockerung der Geldpolitik voraus. Sie erwarten eine Reduzierung des Einlagensatzes um 0,25 Prozentpunkte auf 3,50 Prozent. Die nachlassende Inflation und das schwache Wirtschaftswachstum in der Eurozone sind die Hauptgründe für diese Einschätzung.
Eine Welle der positiven Nachrichten aus den USA befeuerte die Märkte zusätzlich. Nvidia-Chef Jensen Huang verkündete auf einer Konferenz der Investmentbank Goldman Sachs in San Francisco eine hohe Nachfrage nach den begehrten KI-Chips seines Unternehmens. Dies sorgte für einen Aufschwung im US-Technologiesektor. "In New York ist die KI-Fantasie mit voller Wucht aufs Parkett zurückgekehrt," kommentierte Marktanalyst Jürgen Molnar von Robomarkets.
In Deutschland führten diese Nachrichten zu einem Kursanstieg bei Infineon, dessen Aktien um 3,5 Prozent zulegten. Auch die Papiere von Aixtron und Süss Microtec konnten kräftig zulegen und stiegen um mehr als fünf bzw. drei Prozent.
Weiter im Fokus stand die Commerzbank nach einem Kurssprung um 16,6 Prozent zur Wochenmitte. Analyst Kian Abouhossein von JPMorgan sieht im Einstieg der Unicredit ein klares Übernahmesignal. Unicredit-Chef Andrea Orcel untermauerte das Interesse an der Commerzbank, erklärte jedoch, flexibel in Bezug auf die weitere Vorgehensweise zu bleiben. Ein Zeithorizont für einen möglichen Kauf sei nicht gegeben: "Wir sind sehr geduldig."
Nicht zuletzt überzeugte Delivery Hero im MDax mit einem Kursplus von über fünf Prozent dank der Ankündigung eines geplanten Börsengangs der Tochterfirma Talabat. Auch der Softwarespezialist Teamviewer konnte um drei Prozent zulegen, nachdem Analysten von Exane BNP Paribas eine Abnahme des Pessimismus und ein ausgeglichenes Chance-Risiko-Verhältnis im Markt ausgemacht hatten.