Im Zuge der anstehenden Hauptversammlung wendet sich Christian Sewing, Konzernchef der Deutschen Bank, mit klaren Worten an die Öffentlichkeit. Er konstatiert, dass trotz erzielter Arbeitserfolge noch weitere Verbesserungen im Kundenservice der Postbank erforderlich sind. Nachdem die Integration der Postbank in die IT-Landschaft der Deutschen Bank für erhebliche Schwierigkeiten sorgte, will das Institut nun die Kundenzufriedenheit durch effizientere Prozessgestaltung und Automatisierung steigern.
Die durch die Systemumstellung verursachten Kontenzugriffsprobleme und Verzögerungen bei Baufinanzierungen machen deutlich, dass die Deutsche Bank Handlungsbedarf sieht, um den Service-Level ihren eigenen Ansprüchen entsprechend anzuheben. Die Schwierigkeiten riefen sogar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf den Plan, die einen Sonderbeauftragten entsandte, um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Aktuell sieht sich die Deutsche Bank auch mit finanziellen Folgen aus der Übernahme der Postbank konfrontiert. Nach Gerichtsindizien, die eine mögliche Entscheidung zu Gunsten der Kläger im Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären andeuten, hat der DAX-Konzern eine Rückstellung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro gebildet. Dabei geht es um die Kontrollfrage vor dem öffentlichen Übernahmeangebot und ob die Barabfindung an die damaligen Minderheitsaktionäre angemessen war. Sewing zeigt sich besorgt über die potenziellen Präzedenzfälle, die gerade für den deutschen Finanzmarkt weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen könnten und damit die Rechtssicherheit von Übernahmen börse notierter Gesellschaften infrage stellen.
Trotz der Herausforderungen und der drohenden Ergebnisbelastung durch die Milliardenrückstellung behält die Deutsche Bank ihre wirtschaftlichen Ziele fest im Blick und hält an den Prognosen für das Jahr 2025 fest. Der Konzern plant, sowohl die Erträge signifikant zu steigern als auch die Rendite auf das materielle Eigenkapital deutlich zu erhöhen.