Unerwartete Wende in der Finanzwelt
Lange Zeit standen die Aktionärstreffen der Deutschen Bank im Zeichen von Kursstürzen und Unsicherheiten. Doch das Blatt hat sich gewendet.
In den letzten zwölf Monaten verzeichnete die Aktie des größten deutschen Finanzhauses eine bemerkenswerte Steigerung von 65 Prozent.
Dies steht in scharfem Kontrast zu der eher moderaten Entwicklung des DAX, der im gleichen Zeitraum lediglich um 19 Prozent zulegte.
Vergleich mit europäischen Rivalen
Auch im europäischen Bankensektor sticht die Deutsche Bank hervor. Der Euro Stoxx Banks Index, der die Branche abbildet, kletterte um 40 Prozent – die Deutsche Bank übertraf damit sogar Branchengrößen wie BNP Paribas und Santander.
Einzig die UniCredit aus Italien konnte mit einem Plus von 92 Prozent eine noch stärkere Performance vorweisen.
Bewertung und Zukunftsaussichten
Laut einer Analyse des Vermögensverwalters GAM ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis der europäischen Bankaktien von sechs auf sieben gestiegen, bleibt aber unter dem historischen Durchschnitt von neun.
Die Aktien sind im Vergleich zum Gesamtmarkt preiswert, was auf weiteres Wachstumspotenzial hindeutet. Trotz des Aufschwungs notieren viele europäische Banken, einschließlich der Deutschen Bank, weiterhin unter ihrem Buchwert.
Einfluss der EZB-Zinspolitik
Ein entscheidender Faktor für die jüngste Erholung ist die Zinswende der Europäischen Zentralbank, die vor knapp zwei Jahren eingeleitet wurde.
Der deutliche Anstieg des Einlagenzinses von minus 0,5 Prozent auf vier Prozent innerhalb eines Jahres hat die Gewinne der Banken spürbar gesteigert.
Robuste Quartalsergebnisse
Die Commerzbank, mit dem Bund als größtem Aktionär, übertraf mit einem Vorsteuergewinn von knapp 1,1 Milliarden Euro die Markterwartungen und löste einen Aktienkurssprung aus.
Auch die Deutsche Bank startete mit einem Vorsteuergewinn von rund zwei Milliarden Euro stark ins Jahr, dem besten Ergebnis seit 2013.
Vorsicht trotz Optimismus
Trotz der positiven Entwicklung ist Vorsicht geboten. Die Deutsche Bank plant, ihre Ausschüttungsquote auf 50 Prozent zu erhöhen und die Dividende zu verdoppeln, was die Aktionäre erfreut.
Dennoch stehen Herausforderungen bevor, wie hohe Rechtskosten aus einem Prozess mit ehemaligen Postbank-Aktionären und die Notwendigkeit, die Betriebskosten weiter zu senken.
Kritische Betrachtung
Die Deutsche Bank zeigt Anzeichen einer soliden Erholung, doch bleiben viele Analysten skeptisch, ob die Bank ihre ambitionierten Ziele erreichen kann. Die Bank steht vor der Aufgabe, ihre Erträge zu steigern und gleichzeitig die Kosten, insbesondere im Zuge steigender Löhne, zu kontrollieren.