Die Deutsche Bahn (DB) hofft nach dem Warnstreik der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) auf einen reibungslosen Start in den Schienenverkehr am Freitag. Der Sprecher der Bahn, Achim Stauß, betonte, dass die ganze Priorität darauf liege, den Verkehr an diesem wichtigen Freitag wieder in Gang zu bringen. Der Warnstreik führte zu Tausenden von Zugausfällen seit Mittwochabend. Im Fernverkehr war die DB mit einem Notfahrplan unterwegs, der nur etwa 20 Prozent der geplanten Verbindungen umfasste.
Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen des Streiks unterschiedlich. In einigen Regionen gab es am Donnerstagmorgen so gut wie keinen Zugverkehr mehr. Gegen 10.45 Uhr teilte die Bahn dann mit, dass nun "überall ein zumindest eingeschränktes Zugangebot" sichergestellt sei, mit Ausnahme einiger weniger regionaler Ausnahmen. In einigen Fällen wurde ein Busnotverkehr eingesetzt.
Die GDL hat den frühen Arbeitskampf im noch jungen Tarifkonflikt gestartet, um den DB-Personalvorstand Martin Seiler auch zu Verhandlungen über Arbeitszeitverkürzung zu bewegen. Dies ist eine Kernforderung der Gewerkschaft, die eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn für Schichtarbeiter aushandeln möchte. Derzeit liegt die Wochenarbeitszeit bei 38 Stunden.
Seiler lehnt Verhandlungen über dieses Thema ab, da er die Forderung angesichts des Fachkräftemangels für nicht umsetzbar hält. Laut Seiler würde die Bahn dann deutlich mehr Beschäftigte benötigen, die schwer zu finden seien.
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky kritisierte diese Haltung scharf und betonte, dass so kein Kompromiss erzielt werden könne. Er ließe es sich nicht in die Schuhe schieben, dass die Eskalation von seiner Seite ausgehe.
Die nächste Verhandlungsrunde, die für diesen Donnerstag und Freitag geplant war, wurde von der Bahn abgesagt. Ob an den vereinbarten Terminen am 23. und 24. November tatsächlich verhandelt werde, sei noch unklar.
Die GDL fordert neben der Arbeitszeitverkürzung eine Gehaltserhöhung von 555 Euro pro Monat bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hat in der ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten vorgeschlagen und ist auch zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie bereit.
Der von der GDL ausgehandelte Tarifvertrag gilt laut Konzernangaben für 10.000 Beschäftigte der Bahn. Die GDL ist die kleinere der beiden Gewerkschaften im Unternehmen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat bereits im Frühjahr und Sommer Tarifverträge für über 180.000 Beschäftigte verhandelt. Dabei wurde unter anderem eine Gehaltserhöhung von 410 Euro in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 25 Monaten vereinbart, sowie die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro.
Der Warnstreik der GDL sollte am Donnerstag um 18.00 Uhr enden. Der Sprecher der DB betonte jedoch, dass zunächst weiterhin der Notfahrplan gelte. Dieser soll sicherstellen, dass die Züge nach dem Warnstreik dort fahren oder halten, wo sie am Freitagmorgen gebraucht werden. Aufgrund des Warnstreiks könnten jedoch überfüllte Züge zum Ende der Woche drohen, da die Fahrgäste, die am Donnerstag ihre Reise nicht antreten konnten, am Freitag teilweise zusätzlich mitfahren werden.