27. Juli, 2024

Wirtschaft

Deutsche Bahn revolutioniert Bauorganisation für ein verlässlicheres Schienennetz

Deutsche Bahn revolutioniert Bauorganisation für ein verlässlicheres Schienennetz

Die Deutsche Bahn plant eine grundlegende Umgestaltung ihrer Bauvorgänge, um das überlastete Schienennetz effizienter zu machen und den Fahrplan verlässlicher zu gestalten. Philipp Nagl, Chef der neuen Bahn-Infrastrukturtochter InfraGo, kündigte an, dass das Bauen auf hohem Niveau weitergeführt wird. Gleichzeitig müsse das Unternehmen jedoch einen fundamentalen Wandel in der Herangehensweise vollziehen, um die immer wieder neuen Fahrplanänderungen, die durch kurzfristige und kleinteilige Baumaßnahmen entstehen, zu vermeiden.

Die bisherige Praxis, Bauarbeiten nach Bedarf anzumelden und daraufhin den Fahrplan anzupassen, hat dazu geführt, dass Fahrgäste und Güterverkehrsunternehmen häufig mit Ungewissheit und Unzuverlässigkeit konfrontiert sind. Kurze und unregelmäßige Bauarbeiten führen zu kontinuierlichen Einschränkungen und Frust bei den Kunden. Viele notwendige Arbeiten erfolgen über Monate oder Jahre gestreckt, statt in einem überschaubaren Zeitraum gebündelt zu werden.

Mit dem neuen Ansatz sollen sowohl große Investitionsmaßnahmen als auch kleine Instandhaltungsarbeiten innerhalb fester, regelmäßig wiederkehrender Zeitfenster, sogenannter Container, stattfinden. Auf diese Weise müssen Bauarbeiten gebündelt und innerhalb dieser vorab bestimmten Zeitkorridore durchgeführt werden. Für kleinere Wartungsarbeiten könnten diese Container in einem mehrwöchigen Rhythmus erfolgen, während für große Maßnahmen längere, aber feste Zeiträume pro Jahr geplant sind.

Der Fahrplan soll dann frühzeitig um diese festen Zeitfenster herum aufgestellt werden, was den Bedarf an kurzfristigen Anpassungen drastisch reduziert. Laut Nagl wird sich der mittelfristige Fahrplan-Anpassungsbedarf durch dieses neue Prinzip halbieren.

Eine wichtige Komponente des neuen Konzepts ist die bessere Abstimmung der einzelnen Gewerke und das Bündeln von Baumaßnahmen. Nach dem Bau in einem Abschnitt muss dieser für eine gewisse Zeit baufrei bleiben. Für größere Bauprojekte könne die Baufreiheit fünf bis sieben Jahre betragen, abhängig von der Länge des Baufensters. Dies soll sicherstellen, dass alle notwendigen Arbeiten innerhalb einer einzigen Sperrphase abgeschlossen werden.

Bereits ab Mitte Juli soll das neue Modell für kleinere Maßnahmen umgesetzt werden, bei großen Investitionen will die Deutsche Bahn das Vorgehen bis spätestens 2027 entsprechend umstellen. Die Pläne für die Riedbahn, die Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim, haben als Initialzündung für das neue Baukonzept gedient. Diese Strecke wird ab diesem Montag für fünf Monate voll gesperrt und grundlegend saniert. Hier wird sich zeigen, ob das neue Baukonzept der Bahn tatsächlich funktioniert.