Die Pünktlichkeit im deutschen Fernverkehr bleibt ein Ärgernis – und Besserung ist nicht in Sicht. Die Deutsche Bahn verzeichnet weiterhin hohe Verspätungsraten.
Jeder dritte ICE und IC kommt zu spät, und auch wenn die Zahlen im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen sind, bleibt die Situation unzureichend. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht marginale Verbesserungen, doch der Zustand der Infrastruktur sorgt dafür, dass die Probleme noch Jahre bestehen bleiben.
Ein Fortschritt, der vielen zu langsam ist
Im September 2024 lag die Pünktlichkeitsquote der ICE- und IC-Züge bei 62,4 Prozent, was einer leichten Steigerung von 1,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat entspricht.
Auch die sogenannte „Reisendenpünktlichkeit“ – die die Zahl der Fahrgäste berücksichtigt, die ihr Ziel mit weniger als 15 Minuten Verspätung erreichen – hat sich auf 67,9 Prozent verbessert. Dennoch bleibt die Deutsche Bahn in der Kritik. „Es ist eine marginale Verbesserung, aber noch lange nicht zufriedenstellend“, sagt Detlef Neuß, der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn.
Das Schienennetz der Deutschen Bahn ist überlastet und dringend sanierungsbedürftig. Zahlreiche Baustellen tragen zusätzlich zur Unpünktlichkeit bei. „Es wird noch Jahre dauern, bis sich die Situation wesentlich verbessert“, erklärt Neuß. Auch die Deutsche Bahn selbst räumt ein, dass eine schnelle Lösung nicht in Sicht ist.
Sanierungsprogramm als Hoffnungsträger
Die Deutsche Bahn hat ein groß angelegtes Sanierungsprogramm gestartet, das in den kommenden Jahren die grundlegende Modernisierung wichtiger Strecken vorsieht.
Die Hoffnung ist, dass dadurch die Pünktlichkeit nach und nach verbessert wird. Doch dieses Versprechen verlangt Geduld – sowohl von der Deutschen Bahn als auch von den Fahrgästen.
„Es geht nach oben, aber sehr langsam“, räumt Neuß ein. „Wir hoffen auf schnellere Fortschritte, aber realistisch betrachtet wird es Schritt für Schritt gehen.“
Marode Infrastruktur als Hauptproblem
Das Hauptproblem bleibt die Infrastruktur. Viele Strecken sind veraltet und überlastet. Der bundeseigene Konzern muss immer wieder auf Notsanierungen zurückgreifen, die das Schienennetz kurzfristig instand halten sollen. Doch langfristige Lösungen sind dringend nötig.
Die Deutsche Bahn plant, in den kommenden Jahren Milliarden in die Modernisierung zu investieren. Dabei sollen besonders stark belastete Knotenpunkte und Hauptverkehrsachsen komplett saniert werden. Doch bis diese Maßnahmen greifen, wird es noch viele Jahre dauern.
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Unzufriedenheit bei den Fahrgästen
Die Unzufriedenheit der Fahrgäste wächst. Verspätungen und Zugausfälle gehören weiterhin zum Alltag – und das bei steigenden Ticketpreisen. Viele Pendler und Reisende, die auf die Bahn angewiesen sind, sehen keine kurzfristigen Verbesserungen.
Auch die Pünktlichkeitsstatistik, die eine leichte Verbesserung zeigt, kann das Frustpotenzial der Bahnkunden kaum verringern.
„Die Pünktlichkeit im Fernverkehr bleibt eines der größten Probleme der Deutschen Bahn“, so Neuß.
Ein langer Weg zur Besserung
Das große Sanierungsprogramm der Deutschen Bahn ist ein erster Schritt, doch der Weg zu einer spürbaren Verbesserung wird lang und steinig sein. In den nächsten Jahren müssen Bahnfahrer weiterhin Geduld mitbringen.
Infrastrukturmaßnahmen, gestiegene Kosten und der wachsende Verkehrsdruck auf den Strecken lassen die Deutsche Bahn vor großen Herausforderungen stehen. Auch wenn die Pünktlichkeitszahlen schrittweise steigen, bleibt die Frage offen, wie lange die Fahrgäste noch auf eine Bahn warten müssen, die ihrem Anspruch an Zuverlässigkeit gerecht wird.