Die deutsche Automobilindustrie erlebt derzeit den stärksten Absatzrückgang seit der Pandemie. Dieses neue Hindernis trifft sowohl die größte Volkswirtschaft der Eurozone als auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der sich inmitten zahlreicher Herausforderungen behaupten muss.
Laut einer Umfrage des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) berichten mehr als zwei Fünftel der Unternehmen in der Branche von Auftragsmangel. Dies ist der höchste Anteil seit Juli 2020, als die Welt noch unter den Restriktionen der Covid-Pandemie litt.
Die Zukunftserwartungen für Aufträge flachen weiter ab, was laut Antia Wölfl vom Ifo teilweise auf den harten Wettbewerb mit Herstellern aus anderen Ländern zurückzuführen ist. "Der zunehmende Wettbewerb, insbesondere von außerhalb Europas, scheint der deutschen Automobilindustrie zunehmend zuzusetzen. Die Krise der deutschen Automobilindustrie hält an", kommentiert Wölfl.
Ein besonderes Problem ist die preisgünstige Konkurrenz durch chinesische Elektrofahrzeuge. Im vergangenen Jahr stammte die Hälfte aller in die EU importierten Elektrofahrzeuge aus China, das nun davon profitieren will, dass Europa sich von Benzin- und Dieselautos abwendet.
Die EU hat Zölle auf den Import chinesischer Elektrofahrzeuge verhängt, nachdem festgestellt wurde, dass unfaire Subventionen aus Peking es den chinesischen Herstellern ermöglichen, Europas Industrie zu unterbieten. Dennoch müssen deutsche Automobilhersteller mit hohen Energiekosten und der Finanzierung des Übergangs zur Elektromobilität umgehen.
Volkswagen bereitet die Schließung von drei Werken in Deutschland vor und will weitere Standorte verschlanken, wobei zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Auch Audi bereitet angeblich die Streichung von tausenden Stellen vor. Der deutsche Automobilzulieferer Schaeffler kündigte kürzlich 4.700 Entlassungen an und verwies auf die schwache Nachfrage und ein Überangebot auf dem Markt.
Die Probleme in der Automobilbranche sind zentral für die umfassenderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutschlands. Seit der Pandemie flirtet die deutsche Wirtschaft mit der Rezession und hat ihr Vorkrisenniveau kaum überschritten.
Die wirtschaftliche Anfälligkeit Deutschlands zeigte sich besonders, als der bevorzugte Zugang zu günstigem russischem Gas durch den Ukraine-Konflikt unterbrochen wurde. Auch die Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung Chinas hat das Export-getriebene Wachstum Deutschlands gebremst.
Zudem könnten die Probleme noch zunehmen: Deutschland sieht sich durch mögliche neue Zölle seitens der USA bedroht, da der designierte Präsident Donald Trump Importsteuern auf alle Güter plant. Ökonomen warnen, dass Deutschland in einem neuen Handelskrieg besonders stark getroffen werden könnte, da die Stärke seiner industriellen Kernregionen auf Exporten basiert. Neben dem Verlust direkter Verkäufe in die USA könnte Deutschland durch amerikanische Zölle auf chinesische Waren Schaden erleiden, was sich negativ durch die Lieferketten bis hin zu den deutschen Herstellern auswirken würde.