Die deutsche Automobilindustrie verzeichnet seit 2022 einen merklichen Trend: Mehr Investitionen fließen ins Ausland als in die heimischen Produktionsstätten. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) lag das Investitionsverhältnis damals bei 51 zu 49 Prozent zugunsten des Auslands, bei Gesamtausgaben von etwa 89 Milliarden Euro. 2023 stieg dieser Anteil auf 53 Prozent bei einem gestiegenen Gesamtinvestmentvolumen von 99 Milliarden Euro. Neuere Zahlen stehen derzeit nicht zur Verfügung.
VDA-Chefvolkswirt Manuel Kallweit erklärte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass bis 2021 noch die Mehrheit der Investitionen in Deutschland blieb, seither jedoch ein Wandel zugunsten ausländischer Investitionsstandorte zu verzeichnen sei. Dies wird vor allem auf unzureichende Standortbedingungen wie hohe Energiepreise und Bürokratiekosten zurückgeführt. 2012 flossen noch 55 Prozent der Investitionen in Deutschland, 2021 waren es 52 Prozent. Die Kritiker der Branche betonen, dass diese Rahmenbedingungen die Gefahr einer Abwanderung der Industrie begünstigen könnten.
Der Rückgang ist insbesondere bei den Sachinvestitionen spürbar. Hier lag der Auslandsanteil 2012 noch bei 51 Prozent, während 2023 schon 62 Prozent der Investitionen außerhalb Deutschlands realisiert wurden. Auch in Forschung und Entwicklung zeigt sich eine signifikante Tendenz. Waren es 2008 noch 70 Prozent der diesbezüglichen Investitionen, die in Deutschland getätigt wurden, sind es 15 Jahre später lediglich 53 Prozent. Die zugrundeliegenden Daten stammen aus Unternehmensberichten, dem Statistischen Bundesamt, der EU-Kommission sowie dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.
Um dem weiteren Abwandern entgegenzuwirken, sieht der VDA die Notwendigkeit, den Standort Deutschland zu stärken. Kallweit betonte, die Versuchung, Entwicklungskosten durch Verlagerungen zu senken, sei verlockend; jedoch profitieren Produktion und damit Wachstum und Beschäftigung davon, wenn Entwicklung direkt am Produktionsstandort stattfindet.