Die moderne Industrie sucht nach innovativen Methoden zur Reduzierung von Plastikabfällen. Im Schatten der alten Fabriken des East End in London, wo Alexander Parkes einst das erste Plastik namens Parkesine entwickelte, setzt das Startup Notpla nun auf einen anderen Rohstoff: Meeresalgen. Dieser natürliche Werkstoff ist nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern zersetzt sich binnen sechs Wochen komplett. Besucher des Emirates Stadium nutzen bereits Tabletts aus diesem Material, während sie Hotdogs genießen.
Notpla steht für eine wachsende Bewegung von Firmen, welche natürliche Polymere wie Mais, Pilze oder landwirtschaftliche Abfälle als Alternativen zu Kunststoff erforschen. Die deutsche Firma Traceless hat kürzlich eine Produktionsstätte für kompostierbares Besteck eröffnet. Ein europäischer Modehändler setzt bereits auf biologisch abbaubare Kleiderhaken dieser Marke. Auch ein schwedisches Möbelhaus testet Verpackungen aus Pilzen. Solche Bestrebungen zur Plastikreduzierung lassen auf viele kreative Entwicklungen in den kommenden Jahren hoffen.
Der globale Plastik-Ausstoß ist alarmierend: Rund 500 Millionen Tonnen sollen allein dieses Jahr produziert werden. Weniger als ein Drittel davon wird recycelt oder verbrannt; der Rest landet im Meer oder auf Müllhalden. Angesichts von Kunststoff als Verursacher von rund 3% der weltweiten Treibhausgase, mehr als der Luftverkehr, sind die laufenden Verhandlungen über ein internationales Plastikabkommen von größter Bedeutung. Unternehmen erhoffen sich von einheitlichen Vorgaben die Vereinfachung eines bislang zersplitterten Regelwerks.
Verpackungen machen den Löwenanteil des Plastikverbrauchs aus, von Flaschen bis Schutzabdeckungen, von denen viele nicht recycelbar sind. Große Marken wie Coca-Cola haben begonnen, ihre Strategien anzupassen. So wurden grüne Sprite-Flaschen durch transparente ersetzt, da diese besser recycelbar sind.
Führende Konsumgüterhersteller wie Nestlé, Unilever und Danone haben sich einer Initiative angeschlossen, die das Abkommen unterstützt, und seit 2018 ihren Verbrauch an jungfräulichem Plastik um 3% reduziert. Um das Ziel von 18% Verringerung bis nächstes Jahr zu erreichen, dürften alternative Verpackungsmaterialien eine entscheidende Rolle spielen. Nestlé unterhält hierzu ein eigenes Forschungszentrum. Der Ansturm auf nachhaltige Verpackungstechnologien beschleunigte die Investitionen in aufstrebende Startups, die seit 2020 auf 2,7 Milliarden Dollar anschwollen – fast das Dreifache der fünf Jahre zuvor.
Eine Hürde bleibt: Die Kosten für alternative Materialien, die immer noch weit über denen von herkömmlichem Plastik liegen. Obwohl viele Konsumenten laut Euromonitor in Europa und Amerika bereit sind, für nachhaltige Verpackungen mehr zu bezahlen, bleibt abzuwarten, ob diese Absicht tatsächlich beim Einkauf umgesetzt wird. Zumindest einige Verbraucher möchten das Gefühl haben, dass ihr Beitrag zur Umwelt nicht umsonst ist.