Ein Rekord mit Ablaufdatum
Mehr als 46,1 Millionen Menschen in Deutschland sind derzeit erwerbstätig – eine Zahl, die Kanzler Olaf Scholz gerne als Beweis für eine erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik anführt.
Doch hinter den Rekordzahlen verbirgt sich ein düsteres Szenario: Laut einer neuen Studie von IAB und BIBB hat der deutsche Arbeitsmarkt seinen Höhepunkt erreicht. Ab 2025 wird die Erwerbstätigenzahl sinken und langfristig die 46-Millionen-Marke unterschreiten. Bis 2040 könnte sie auf 45 Millionen absinken.
Ein Rückgang, der nicht nur die Wirtschaft trifft, sondern auch die Sozialsysteme auf eine harte Probe stellen wird. „Das Arbeitskräfteangebot geht zurück“, konstatiert IAB-Ökonom Enzo Weber nüchtern.
Mehr Migration, weniger Arbeitszeit
Der gegenwärtige Rekord bei der Erwerbstätigkeit ist vor allem der Migration zu verdanken. In den letzten fünf Jahren wurden 89 Prozent des Zuwachses an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten durch ausländische Arbeitskräfte getragen. Doch auch das kann die Überalterung der Gesellschaft langfristig nicht ausgleichen.
Gleichzeitig sinkt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit: Von 38 Stunden und 54 Minuten im Jahr 1991 auf heute 36 Stunden und 32 Minuten. Mit weniger Arbeitsstunden pro Kopf und einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung wird das Wirtschaftswachstum weiter abflachen.
Die Schwächen der deutschen Arbeitsmarktpolitik
Die aktuelle Politik reicht nicht aus, um den Negativtrend aufzuhalten. Laut Arbeitsminister Hubertus Heil müssten jährlich 400.000 Migranten in den Arbeitsmarkt integriert werden, um das Niveau der Erwerbstätigkeit zu halten.
Tatsächlich liegt die Zahl der Visa, die zu Erwerbszwecken ausgestellt werden, jedoch deutlich darunter.
Hinzu kommt ein weiterer kritischer Befund: Die Zahl der Menschen mit beruflichem Abschluss sinkt, während die Akademikerquote steigt. Fachkräfte im Handwerk und in der Industrie fehlen zunehmend.
Besonders betroffen sind das verarbeitende Gewerbe und die Industrie, die bereits Stellen abbauen, während der öffentliche Dienst und das Gesundheitswesen zulegen.
Was bedeutet das für die Sozialsysteme?
Mit einer schrumpfenden Zahl an Erwerbstätigen und weniger Arbeitsstunden steigen die Belastungen für die Sozialsysteme. Weniger Beitragszahler müssen immer mehr Rentner und Bürgergeldempfänger finanzieren. Schon heute zeichnet sich eine weiter wachsende Steuer- und Abgabenlast ab – eine Entwicklung, die vor allem den Mittelstand treffen dürfte.
„Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf wird zurückgehen“, warnt Weber. Ohne eine massive Produktivitätssteigerung droht Deutschland den Anschluss an andere Volkswirtschaften zu verlieren.
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