Im Sommer dieses Jahres geriet Super Micro in den Strudel der Aufmerksamkeit, ausgelöst durch den Short-Seller Hindenburg Research. Ein am 27. August veröffentlichter Bericht warf dem Unternehmen Bilanzmanipulation und nicht offengelegte Geschäftsbeziehungen vor, verbunden mit möglichen Verstößen gegen Exportkontrollen. Infolge dieser Vorwürfe verschob Super Micro am 28. August die Veröffentlichung seines Jahresberichts, um seine internen Steuerungsmechanismen zu überprüfen. Diese Entscheidung verstärkte die Bedenken der Investoren bezüglich der finanziellen Transparenz des Unternehmens. Der Aktienkurs erlebte einen jähen Absturz. Der heftige Börsenrückgang, ausgelöst durch den Bericht und die Verzögerung der Berichterstattung, ließ die Super Micro-Aktien am 28. August um fast 20% fallen. Doch das war erst der Anfang. Am 30. Oktober brach der Kurs nochmals um 33% ein, nachdem der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young seine Zusammenarbeit abrupt beendet hatte. Dies begründeten sie mit der Aussage, dass sie nicht bereit seien, sich mit den vom Management erstellten Abschlussberichten zu assoziieren. Am 31. Oktober und 1. November erlitt die Aktie weitere Rückschläge von 12% bzw. 10,5%. Auf die Vorwürfe reagierte CEO Charles Liang mit der Feststellung, dass der Bericht "falsche oder ungenaue Angaben" enthalte. Zudem bildete das Unternehmen ein spezielles Komitee, um die Bedenken von Ernst & Young zu prüfen. Nach dreimonatiger Untersuchung fand das Komitee keinerlei Hinweise auf Betrug oder Fehlverhalten seitens des Managements. Super Micro ist nun auf der Suche nach einem neuen Wirtschaftsprüfer. Der Bericht, der ursprünglich für den 29. August fällig war, bleibt dennoch weiter ausstehend. Ein neues Abgabedatum ist der 16. November. Super Micros KI-Serverlösungen sind in verschiedenen Branchen im Einsatz, darunter Gesundheitswesen, Einzelhandel und Fertigung. Das Geschäft erlebte ein Wachstum, da die Server mit Nvidias Grafikprozessoren ausgestattet sind, die ideal für Trainings- und Ausführungsprozesse von KI-Programmen wie OpenAIs ChatGPT oder Googles Gemini geeignet sind. Im Quartal bis zum 30. September meldete Super Micro einen bereinigten Gewinn je Aktie von 75 bis 76 Cent, geringfügig über den Analystenschätzungen von 73 Cent. Der Umsatz lag bei 5,9 bis 6 Milliarden Dollar, was unter den Erwartungen von 6,45 Milliarden Dollar blieb, jedoch einem Anstieg von 181% im Jahresvergleich entspricht. Während einer Gewinnbesprechung stellte Super Micro klar, dass Nvidia keine Anpassung seiner GPU-Zuweisung an die Kunden vorgenommen hat. "Unsere Beziehung zu Nvidia ist tief verwurzelt", sagte CFO David Weigand. "Wir haben nun mehrere hochmoderne Projekte in Arbeit und Nvidia hat bestätigt, dass es keine Änderungen an den Zuweisungen gegeben hat."